Der Falter

Wenn der Falter fliegt,
Denkt er dann,
Sobald das Licht ihn trifft,
An Untergang?
Oder fühlt er nur neuen Lebensmut?
Durchs Licht
Die Liebe
Und stürzt sich freudig in die Glut?
Wenn der Falter glüht,
Ist er dann
Seinem Traum ganz nah
Oder ist ihm bang?
Verflucht er seine Leidenschaft
Und stemmt die Flügel gegens Licht
mit allerletzter Kraft?

Wenn der Falter stirbt,
Fühlt er dann
Seines Herzens letzten Schlag
Und weiß er dann
Daß dieses Licht ihn mit Unendlichkeit belohnt,
Daß mit dem Licht sich sein ganzes Leben gelohnt?
(Isabel Tuengerthal)

Ein Gedanke zu “Der Falter

  1. Die Ballade von den Vogelfreien
    Autor: François Villon

    „Vor vollen Schüsseln muss ich Hungers sterben,
    am heissen Ofen frier ich mich zu Tod,
    wohin ich greife fallen nichts als Scherben,
    bis zu den Zähnen geht mir schon der Kot.
    Und wenn ich lache, habe ich geweint,
    und wenn ich weine, bin ich froh,
    dass mir zuweilen auch die Sonne scheint,
    als könnte ich im Leben ebenso
    zerknirscht wie in der Kirche niederknien…
    ich, überall verehrt und angespien.

    Nichts scheint mir sichrer als das nie Gewisse,
    nichts sonnenklarer als die schwarze Nacht.
    Nur das ist mein, was ich betrübt vermisse,
    und was ich liebte, hab ich umgebracht.
    Selbst wenn ich denk, dass ich schon gestern war,
    bin ich erst heute abend zugereist.
    Von meinem Schädel ist das letzte Haar
    zu einem blanken Mond vereist.
    Ich habe kaum ein Feigenblatt, es anzuziehn…
    ich, überall verehrt und angespien.

    Ich habe dennoch soviel Mut zu hoffen,
    dass mir sehr bald die ganze Welt gehört,
    und stehn mir wirklich alle Türen offen,
    schlag ich sie wieder zu, weil es mich stört,
    dass ich aus goldnen Schüsseln fressen soll.
    Die Würmer sind schon toll nach meinem Bauch,
    ich bin mit Unglück bis zum Halse voll
    und bleibe unter dem Holunderstrauch,
    auf den noch nie ein Stern herunterschien,
    François Villon, verehrt und angespien.“

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