Karo(line)

Beim Versuch zu verstehen, was mich genau an dir angezogen hat, bin ich untergegangen. Gescheitert sozusagen. Objektiv warst du nie in Kategorien wie „schön“ oder „besonders attraktiv“ einzuordnen. Von aussen betrachtet, hätte man meinen können, es wäre mir ein Leichtes, mich vor dir in Sicherheit zu bringen. Aus der Nähe betrachtet, stellt sich alles freilich etwas anders dar.

Wenn ich an dich denke, dann sehe ich dich, wie du in kurzen Sporthosen – es war wohl Sommer – durch den einen langen Korridor mit dem Linoleumboden unseres Schulhauses rennst. Deine Schuhe quietschen und Deine Beine sind von einer Ebenmässigkeit, als wären sie gezeichnet. Du warst schon damals ziemlich gross und hattest lange Beine. Diese Art Beine, die unmerklich ins Knie übergehen, die das Knie einbetten, die oben wie unten langgezogen wirken, deren Haut eben und in makelloser Einheitsfarbe leicht gebräunt schimmert. Ich weiss noch, dass ich deine Beine nicht mit deinem Gesicht in Einklang bringen konnte. Wie kann man so schöne Beine haben und ein so unwirkliches Gesicht! Ich war früh fasziniert davon, dass schöne Menschen ein unanstrengendes Gesicht haben und weniger Schöne ein eben anstrengendes. Dass es bei attraktiven Menschen einfach ist, sie anzusehen, es bedeutet keinen Aufwand, es ist leicht. Du aber warst nicht leicht anzusehen, in dich musste man sich vertiefen, fallen lassen und man war nie ganz angekommen, immer auf der Suche. Ich erinnere mich also an deine Beine, deine Beine haben mich eingefangen, deine Beine haben mich dazu gebracht, den Aufwand zu betreiben, dich kennenlernen zu wollen.

Trifft man einen Menschen, dem man sich überlegen fühlt, der einen anhimmelt, der einem die Welt zu Füssen legt, so glaubt man fest, dass sich dieses Verhältnis niemals ins Gegenteil verkehren wird. Man ist der absolut unumstösslichen Meinung, dass man sicher ist.

Natürlich irrt man sich. Und wie man sich irrt.

Es war also Sommer, ich war gerade mit meiner übellaunigen, überarbeiteten Mutter in die kleine Stadt gezogen und war einigermassen freudlos eine neue Schule besuchen zu müssen. Mir war klar, dass ich keine Mühe haben würde, neue Freunde zu finden. Das war schon immer so. Ich war zwar nicht besonders gross, hatte jedoch volles, blondes Haar und umwerfend blaue Augen – sozusagen der Inbegriff eines „Surferboys“. Wir schrieben die 80er, ich war wie geboren für dieses Jahrzehnt.

Unsere Geschichte begann mit einem Apfel. Du hast ihn fallen lassen, ich hab ihn aufgehoben. Während ich mich bücke, betrachte ich deine Beine. Beinahe hätte ich mir gewünscht, du mögest ein Duzend Äpfel fallen lassen. Ich strecke dir den Apfel hin, du nimmst ihn entgegen, starrst mich an, wie ein Reh im Scheinwerferlicht, sagst kein Wort, drehst dich um und rennst den langen Korridor unseres Schulhauses entlang, deine Schuhe quietschen auf dem Linoleumboden. Bald schon weiss ich, wie du heisst. Ich sehe, wie du mich anschaust, immer dann, wenn du glaubst, ich bemerke es nicht. In mir wächst diese Befriedigung, dieser Sog, diese Sucht, von dir begehrt zu werden. Ich, der Neue, der Jede hätte haben können, interessiere mich ausschliesslich für dich. Ich verstehe es als Gegenbewegung, als Coolness, als sehr speziell. Ich bin der Überzeugung, ich hätte mich entschieden, dich zu mögen, weil niemand erwartet, dass ich dich mag.

Ich stelle mir vor, wie ich dich anspreche und du voll Verzückung erbebst. Wie deine braunroten Locken tanzen beim Versuch mir zu entfliehen. Wie du glücklich lächelst und die Welt nicht mehr verstehst. Wie dich alle neidvoll ansehen und sich fragen, was ich wohl an dir finde.

In Wahrheit lief es ganz anders ab. Du hast mir den Arsch gerettet und nie ein Wort darüber verloren. Du warst plötzlich da und genau so schnell wieder weg. Ich hätte nicht erbärmlicher sein können in dieser Situation, du hast mich aber nie verpfiffen.

Da war sie also die grosse Liebe. Leider viel zu früh in meinem Leben.

Licht aus!

Jetzt las ich, dass Horrorfilme einen Boom erleben. Die Experten sagen, Horrorfilme seien eine Art Psycho-Training. Indem man sich Angst und Unsicherheit aussetzt, mache man sich angstresistenter. Auch viele Psychologen begrüssen daher den aktuellen Horror-Boom.
(Christoph Zürcher im NZZ am Sonntag Magazin)

Endlich eine schöne Erklärung für meine Splatter-Horror-Literatur-Sucht, die ich seit Anfang Lockdown kultiviere. Ich mache mich bloss fit für die Krise, gegen die Angst.

Die Zwischentöne sind mir abhanden gekommen, die feinen Linien verschwimmen zu fetten Farbklecksen, fliessen ineinander, nehmen eine eigentümlich braune Einheitsbrei-Farbe an. Auf der Suche nach Inspiration begegnet mir so viel Mist und Nonsens, da ist mir die Horror-Literatur ein willkommener Rückzugsort, eine kleine Insel, auf der mir nichts geschieht (den Figuren freilich schon, die werden niedergemetzelt, ich jedoch schneide mich höchstensfalls am Papier beim Umblättern).

Und dann löschen wir das Licht und auch der Einheitsbrei wird grau. Wir ziehen die Decke über die Nase. Aus jeder Fuge klingt die Behaglichkeit – ohrenbetäubend still.

Muse gesucht!

Am Wochenende habe ich jemanden kennengelernt, einen quirligen Lehrer und Künstler, der gerne und lang über sich selbst spricht. Das war aber überraschenderweise nicht unangenehm oder langweilig, da er eine wunderbar unterhaltende Art hatte Geschichten zu erzählen. Er sagte dann, in Bezug auf die Kreativität und das kreative Schaffen: „Get on that chair and get things done!“ Man könne über weite Strecken lange auf den Kuss der Muse warten, die meiste Zeit müsse man seinen inneren Widerstand einfach überwinden und loslegen.

Da heutzutage Küsse gefährlich sind und guter Rat teuer, hab ich beschlossen seiner Empfehlung zu folgen. Gut ist, dass ich gerade freie Tage vor mir liegen habe und somit lange auf dem Stuhl verweilen kann, auf die leere Seite starrend.

Ich sitze also auf einem Stuhl und höre mal wieder Musik. Was ich lange nicht mehr getan habe. Also, das mit der Musik. Auf Stühlen hocke ich dauernd. Ich frage mich, was genau jeweils zuerst kommt. Das Aufhören mit der Musik oder das Aufhören mit den Flausen. Kann ich nur Musik hören, wenn die Flausen tanzen oder tanzen die Flausen nur, wenn ich Musik höre? Das Zweitere wäre eine gewaltige Erkenntnis, da ich somit den Zustand der Kreativität und der Beweglichkeit herbeiführend könnte.

Ich beschliesse mich auch in dieses Experiment zu wagen.

Badana hat mir zum Geburtstag ein Buch geschenkt. „Burn After Writing„. Zeit also, sich mal wieder mit seinem eigenen Arsch zu beschäftigen und nicht nur Horror-Splatter-„Literatur“ zu lesen.

Und falls sich da draussen eine Muse tummelt, der gerade langweilig ist: Einfach ungeniert melden, mässi!

Seite aus „Burn After Writing“ von Sharon Jones

Die Zeit ist eng geworden

Gerade hänge ich im x-ten Skype Meeting fest. Jemand spricht in meine Ohren, in meinen Kopf, in mein Hirn. Die Grenzen zwischen meinem Daheim und meinem Büro verschwimmen, mein Arbeitsweg vom „Office“ zum Sofa ist genau 18 Schritte lang, ich hab ihn ausgemessen. Gerade überlege ich mir, was ich am nächsten Wochenende unternehmen soll. Puzzle im Bad? Jonglieren in der Küche? Schach im Schlafzimmer? Tanzen im Treppenhaus? Lesen im Flur? Oder vielleicht versuche ich auch etwas ganz abgefahrenes, wie zum Beispiel einen Abenteuerausflug zum Dachboden?

Die kleinen Überraschungen sind sozusagen die Strohhalme, an denen wir uns festklammern. Ich habe eine Zeichnung meines Neffen per Post erhalten. Sie stellt Bahn- und Buslinien dar, die Sehnsucht nach Freiheit glimmt auch in den kleinsten Köpfen.

Was mir an dieser Isolations-Homeoffice-MyHomeIsMyCastle-Gedöns am meisten erstaunt ist, dass ich weniger Zeit für mich selbst habe also vorher. Die Zeit ist eng geworden, die Räume kleiner. Ich weiss gar nicht, wo meine Tage bleiben, ich habe das grosse Bedürfnis mich zu Hause einzuschliessen (oder besser gerade: alles andere auszuschliessen), die Bettdecke über den Kopf zu ziehen und für mindestens 3 Tage zu schlafen. MINDESTENS. Ich glaub, ich brauch Ferien von der Welt.

Bahn- und Buslinien

Bahn- und Buslinien, Wasserfarbe auf Papier

Ich muss gestehen…

Wisst ihr, es gibt seltsame Phänomene in einem jeden Leben. Glück gebiert zum Beispiel immer Glück. Es braucht bloss einen kleinen Funken, der ein ganzes Feuer entfachen kann. Heute morgen um 5 haben ich mit einem Strassenputzer gesprochen. Morgens um 5 spricht sowieso jeder mit jedem. Nicht, weil um diese Uhrzeit freundlichere oder offenere Menschen unterwegs wären. Nein, bloss weniger. Der blosse Umstand, dass man so früh wach ist und der andere auch, bringt einem dazu freundliche Worte zu wechseln. Nachdem ich also ein sehr herzliches und lustiges Gespräch mit dem Strassenputzer geführt habe und danach auch noch eine Zigarette mit der Tramchauffeuse rauchte und mit ihr ebenfalls ein paar Liebenswürdigkeiten austauschte, war ich seltsam aufgeräumt und heiter. Diese Heiterkeit begleitete mich den ganzen Tag. Ich will damit sagen, dass es seltsam wenig braucht, um aus etwas sehr Kleinem etwas sehr Grosses zu machen.

Ich mag, dass es Leute gibt, die Kurse in Zivilcourage geben und ich mag es noch viel mehr, dass Menschen diese Kurse besuchen. Ich mag, dass es Menschen gibt, die Veranstaltungen organisieren, wie zum Beispiel die Porny Days, die Sexualität und Pornografie aus der Schmuddelecke befreien und für Offenheit und Andersartigkeit einstehen. Ich mag all die Künstler, die tagtäglich auf der Bühne stehen, um ihr Publikum zu unterhalten und es vielleicht sogar zum nachdenken anregen. All die Theatermacher, all die Musiker, alle Schauspieler, all die Autoren und Verleger, die das alles nicht für Geld tun. Weil es aus einem inneren Bedürfnis entsteht, aus Leidenschaft, weil sie nicht anders können.

Ich mag es freundlich zu sein. Offen. Herzlich. Es kommt meist um ein hundertfaches zurück. Vielleicht ist das meine Begabung. Menschen glücklich zu machen und dabei selbst glücklich zu sein. Sozusagen dein kleines persönliches Theater.

Und falls du mir Manipulation vorwirfst: Würdest du den selben Vorwurf gegenüber einem Künstler erheben, der zum Beispiel auf der Bühne steht und dich mit Musik berührt? Der in dir ein Gefühl auslöst? Mir wird oft die Frage nach der Echtheit gestellt und genauso wie ein Schriftsteller kann ich sagen: Es ist alles wahr und alles echt.

Ain’t no sunshine when she’s gone

Alles dreht sich um Abschied. Um Blätter, die fallen, um den Winter, der einzieht. Welche Worte müssen noch gesagt werden, welche Gesten ausgeführt? Und welche eben nicht? Weil Stille manchmal besser ist, weil wir uns heute und hier verabschieden ohne grosse Worte, ohne Wünsche, ohne Tränen, ohne, ohne, ohne…

Wenn ich an das letzte Jahr zurückdenke, dann lache ich über das ganze Gesicht und gleichzeitig erfüllt sich jede Faser mit Wehmut. Was für ein aussergewöhnliches Jahr! Meine Kreativität ist zurückgekehrt, meine Kraft, mein Mut. Und das alles ist auch für ein ganzes Jahr geblieben, ich kann es kaum fassen. Wie schnell es vorüberging! Kalter Herbst, eisiger Winter, grauer Vorfrühling, regnerischer Frühling, heisser Sommer, lästiger Spätsommer…

Kann man wirklich ein ganzes Jahr einfach nur glücklich sein? Durch und durch fast schon unerträglich glücklich? Man kann. Und wie man kann!

Don't talk just kiss

„Don’t talk just kiss“ Pop Music Wisdom, Love Edition (Erhältlich zum Beispiel im Buchsalon vom Kosmos in Zürich.)

 

Schläft ein Lied in allen Dingen

Als ich ihm im diffusem Licht der Bar gegenübersitze, draussen regnet es in Strömen, entschliesse ich mich ihn zu mögen. Ich bin lange unentschlossen gewesen, er hat etwas Glattes an sich, was bei mir per se Mistrauen auslöst. Diese glatte Schönheit, hinter die man nicht blicken darf, die einem den Blick versperrt für die Abgründe, für die Untiefen des Charakters, die einem Sonnenschein vorgaukelt, wo doch eigentlich Nebel ist. Ich mag abgründige Menschen, solche mit viel Ambivalenz, die einen Kampf austragen -tagtäglich. Es gibt einfach viel mehr Möglichkeiten einzuhaken. Viel mehr Möglichkeiten, da das Gegenüber um seine Unzulänglichkeiten weiss.

Was bringt mich also dazu, ihn zu mögen an diesem regnerischen Mittwochabend in einer Bar? Natürlich, es ist Alkohol im Spiel. Das ist aber nicht der Grund, ich vergebe meine Zuneigung schon lange nicht mehr leichtfertig. Nicht, dass ich klüger wäre als früher, mir ist einfach schneller langweilig. Vielleicht ist es das Aufblitzen der Unsicherheit, der Kampf um Haltung? Nein, ich glaube es ist die Herzlichkeit. Diese verletzliche Herzlichkeit, die man tagtäglich vergeblich in vordergründig netten Menschen sucht. Wenn sie einem dann begegnet und dazu noch von so unerwarteter Seite, ist es ein Geschenk.

Was für eine erfrischende Kombination! Äusserliche Schönheit gepaart mit dieser verletzlichen Herzlichkeit. Als hätte man einen Löwen vor sich, der sich freundlich und zaghaft Antilopen nähert.

Draussen schlägt der Regen gegen die Scheibe, ein paar verwelkte Blätter treiben über den Asphalt, es wird langsam Nacht. Er sieht an mir vorbei an die nackte, goldgelb gestrichene Wand und sein Gesicht drückt flüchtige Erschöpfung aus. Der Barkeeper räuspert sich, Zeit zu gehen.

Es ist vielleicht einfach nur dieser Augenblick, Honey.

Der Stockenten-Deal

Ich habe grossen Respekt vor Menschen, die mit fremden Menschen sprechen. Die den Mut aufbringen in Kontakt zu treten. Es klingt immer so einfach: Sag Hallo! Aber es ist nicht einfach. Es braucht Mut. Gerade ist es mir wieder passiert. Jemand hat mich angesprochen. Hat den Schritt gewagt. Man ist versucht über diese Person zu lachen, es klein zu machen. Aber ich finde, dass Mut ästimiert werden sollte. Also, warum nicht?

Ein nettes Wort, ein Kompliment, ein Dank, ein Lächeln. Es kostet nichts. Ist aber viel Wert. Und kommt x-fach zurück.

Erste Schritte und kleine Gesten sind wohl die Stockenten unter den Dingen, die man so tun kann. Unterschätzt, übersehen.

Vielleicht sollten wir übrigen Enten endlich den Stock aus dem Arsch nehmen und etwas weniger verklemmt sein, etwas fröhlicher und grosszügiger in unserem Tun. Was kostet es uns, im Tram jemandem Platz zu machen, die Tür aufzuhalten, einen schweren Koffer zu tragen, zu fragen, ob wir helfen können, ob jemand einen Kaffee will, ob es jemandem gut geht, zuzuhören, seinen eigenen Scheiss hinten anzustellen? Eben. Nichts.

Wir machen also folgendes: Wir machen morgen alle mal ne Stockente und schauen mal, was so passiert. Deal? Deal!

There will be no miracles here

There will be no miracles here

There will be no miracles here

Heute hatte ich ein langes Gespräch mit Dudi und sie sagte, wobei ich ihr rechtgeben muss, dass es Dinge gibt, die man nicht erklären muss, die einfach so sind und wenn man ab und zu in sich hineinhorcht und keine eindeutige Antwort zurückbekommt, dann soll man es einfach lassen. Ich fand das gerade irgendwie beruhigend. Man kann Dinge auch „zerdenken“. Wir glauben heutzutage ja nicht mehr an Wunder und wenn es welche geben sollte, dann wahrscheinlich irgendwo im Urwald oder neben einer dicken Eiche auf dem Feld. Also da, wo ich mich selten aufhalte. Ich halte mich mehr in Büros oder in öffentlichen Verkehrsmitteln auf. Wenn ich ein Wunder wäre, würde ich da auch nicht auftauchen. Ist nämlich ziemlich öde. Wenn ich ein Wunder wäre, würde ich mich allgemein ziemlich weit fern halten von Menschenansammlungen. Vielleicht würde ich einem Reh geschehen oder einem Hund. Einem Dackel vielleicht. Aber ich bin kein Wunder, noch nicht mal ein Fräuleinwunder. Nun, wollen wir den Montagabend mal nicht zerdenken, sonst fällt er noch auseinander.

Musik!

Heute habe ich in der NZZ am Sonntag ein Interview mit Stefan Kölsch gelesen. Er ist Musiker und Neurowissenschafter. Im Interview erklärt er, warum uns Musik von Tieren unterscheidet und was Musik auszumachen vermag.

Während meiner Krankheit konnte ich keine Musik mehr hören. Also, ich konnte schon Musik hören, sie ist einfach nicht mehr zu mir durchgedrungen. Ich nahm sie als störend wahr, sie erreichte mich nicht. Als ich dann das erste Mal wieder Lust auf Musik hatte und sie mich auch emotional berührte, war das wie ein Wunder. Seit da gehe ich nirgends mehr hin ohne meine Kopfhörer. Ich kann mir gerade ein Leben ohne Musik nicht mehr vorstellen. Sie beschützt mich und unterstreicht mein Glück.

Stefan Kölsch sagt auf die Aussage des Interviewers „Menschen, die an Depression leiden, empfehlen Sie die Songs der Beach Boys.“ :
Mag sein, dass Depressiven manchmal traurige Lieder helfen, um sich in ihren Gefühlen verstanden zu fühlen. Aber spätestens nach dem dritten Song sollte man zu positiv gestimmter Musik übergehen – auch wenn man sich dafür einen Ruck geben muss. In sehr vielen Fällen hilft fröhliche Musik nämlich, die eigenes Stimmung aufzuhellen. Fröhliche Musik kann die sogenannte Hippocampus-Formation stimulieren: eine Struktur, in der bis ins hohe Alter neue Gehirnzellen gebildet werden können. Das hält das Hirn jung, flexibel und fit.

Lustigerweise habe ich in einer Phase des fiesesten Liebeskummers wirklich Beach Boys gehört. Ich habe sogar meine damalige Arbeitskollegin, welche mit mir ein Büro geteilt hat, dazu gebracht jeden Tag zu Beginn, in der Mitte und gegen Schluss des Tages den Song „Wouldn’t it be nice“ laut aufzudrehen, mitzusingen und dazu rumzuhopsen. Muss ein seltsames Bild gewesen sein, waren die Wände doch aus Glas. Aber es hat geholfen. Und wie es geholfen hat!