Abschiede sind immer schwierig. Heute ist der letzte Arbeitstag von Zoé. Genauer: der letzte Arbeitstag den Zoé und ich gemeinsam haben. Und auch ich werde nicht mehr lange arbeiten, wo ich gerade arbeite. Manchmal stimmt mich das traurig. Denn ich mach die Arbeit gern und ich liebe das Team. Es wird mich schwer fallen, hier wegzugehen. Andererseits freue ich mich auf mein Leben ab Dezember. Ich freue mich auf die Freiheit, auf die Abenteuer, auf die Zeit. Das erste Mal im Leben gebe ich mir Raum um zu tun, was mir gerade einfällt. Viel zu lange habe ich gewartet. Natürlich. Ich habe auch Angst. Was fängt man mit Freiheit an? Wohin streben die Gedanken, wenn man Zeit hat sich Gedanken zu machen? Was tut man mit seinen unruhigen Händen, wenn man nicht tausend Sachen gleichzeitig erledigen muss? Wie fülle ich den Raum, der momentan leer ist – nur ein paar Staubknäuel enthält? Vielleicht schliesse ich zuerst die Fenster, vielleicht lege ich Kissen aus, vielleicht zünde ich eine Kerze an, vielleicht male ich ein Bild und hänge es an die leere, weisse Wand. Vielleicht lade ich Freunde ein und spiele mit ihnen – auf dem Fussboden sitzend – das Flaschenspiel. Vielleicht lache ich und vielleicht weine ich auch einbisschen. Ganz sicher aber werde ich endlich mal wieder atmen. Richtig tief einatmen.
„Wenn dein Schiff fährt, wird es fahren.
Wenn ich winken muss, werde ich winken.
Wenn ich dich zum letzten Mal küssen darf, werde ich es so tun, rasch, auf die Wange.“
(Ingeborg Bachmann: Der gute Gott von Manhattan)
Meine Erfahrung ist, dass sich in solchen Phasen die Abläufe für X-Geschehnisse unmerklich dehnen. So erstreckt sich der Abwasch (von Hand) auf gefühtle zwei Stunden – was sehr komplentativ nachwirken kann. Oder Wäsche waschen wird zum Eintagesprojekt. Lebensmitteleinkauf auch (unbedingt mal ausprobieren: die Regale der Haushaltsabteilungen mit Putzmitteln und Co. eingängig studieren – und zwar JEDES Regal!). Ach, ich könnte dir tausend Tipps zur Zeitgummierung geben und merke dabei, wie ich dich um diese un-erwarteten Zustände schon fast beneide. Du Glückliche! Und: ausatmen nicht vergessen!