Bei Nietzsche steht: „Die Bestie in uns will belogen werden; Moral ist eine Notlüge, damit wir von ihr nicht zerrissen werden.“
Heute habe ich in der Mittagspause mit Ron über Moral und den Moralbegriff geredet. Es ist doch so, dass wir ein Bild von uns haben, das sehr heuchlerisch ist. Wenn wir denn mal ehrlich sind zu uns selbst. Die Bestie in uns sagt wohl zur Gelegenheit höchst selten nein. Das Gute ist, dass sich uns die Gelegenheit fast nie bietet. Und das auch nur, weil wir Hemmungen haben. Es ist nun aber so, dass ich wohl ein Mensch bin, der tendenziell eher nicht so viele Hemmungen hat. Genauer: Ich bin jemand, der sich zu fragen traut. Der manchmal Sachen einfach macht. Ich gehe also auf andere Menschen zu, rede, stelle Fragen. Und darum erfahre ich auch ziemlich viel von Menschen. Und damit meine ich in erster Linie nicht, was sie mir erzählen. Sondern das, was sie tun. So sagen sie mir, dass sie treu sind und im nächsten Atemzug reden sie was von „offener Beziehung“ und „mal eben küssen und so“. Würde ich dazu ja sagen (und ich halte nicht hinter dem Berg damit, dass ich auch schon ja gesagt habe), würde der eigene Moralbegriff und die Moral der Handlung doch ein Bisschen auseinanderklaffen.
„Der Mensch ist des Menschen Wolf“ sagt mein Lieblingsbürokollege dazu.
Die beste Lektüre, die ich zu diesem Thema kenne ist „Kaddisch für ein nicht geborenes Kind“ von Imre Kertesz. Er sagt da: Wir sprechen von Unmenschlichkeit und meinen damit nur allzu Menschliches.