„Der Traum ist der beste Beweis dafür, dass wir nicht so fest in unsere Haut eingeschlossen sind, als es scheint.“ (Friedrich Hebbel)
Heute Nacht habe ich geträumt, dass ich meinen Job gekündigt hätte und es war mein letzter Arbeitstag. Ich sass in einer seltsamen Halle (hat mich an den wirklichen Eingangsbereich meiner Firma erinnert – mit der Ausnahme, dass alles spiegelverkehrt angeordnet, grösser und düsterer war) an meinem Schreibtisch und wollte partout nicht zusammenpacken. Auch hatte ich vergessen eine Tasche mitzunehmen, um meine persönlichen Sachen darin zu verstauen. Meine Mitarbeiterin wollte, dass ich noch den Telefonbeantworter bespreche (die Spezialansage mit dem Hut – keine Ahnung, wie ich darauf komme) und ich dachte mir: „Ja, warum nicht. Das ist dann wohl eine Art Vermächtnis.“ Unser CEO kam und verabschiedete sich von mir. Er umarmte mich heftig, man merkte, dass er sehr traurig über meinen Abgang war. Und er sagte immer wieder, dass ich unbedingt zurückkommen solle. Mir zerriss es das Herz, da ich eigentlich gar nicht gehen wollte. Ich hab mich immer wieder gefragt warum – zum Teufel – ich eigentlich gekündigt habe. Dann verabschiedete ich mich – es war inzwischen 17 Uhr und eigentlich hätte ich um 15 Uhr gehen wollen – von meinen Kollegen. Die meisten waren in Sitzungen und ich winkte ihnen kurz zu. Einer meiner Kollegen traf ich im Flur und er sagte: „Immerhin können wir uns jetzt im Lift treffen.“ Ich verstand nicht, was er damit meinte. Ich schaute ihn verständnislos an. Er präzisierte: „Wir können uns im Lift treffen, jetzt wo wir nicht mehr zusammenarbeiten, ist das möglich. Das Problem ist aber, das ich bis jetzt noch keinen Lift gefunden habe, der mir gefällt.“
Ein einigermassen seltsamer Traum, der in mir ein Gefühl von Verlust aber auch von starker Zuneigung hinterlassen hat. Elias Canetti hat mal geschrieben: „Alles was man vergessen hat, schreit im Traum um Hilfe.“ Darum werde ich mich aufmachen und einen Lift suchen, der schön und gemütlich ist. Vielleicht mit kuschligem Teppich und guter Fahrstuhlmusik.
welch wunderschöner text.
danke! 🙂
Hach, das ist zärtlich und gruslig zugleich. Wie ein flauschiges Monster, das gern lieben würde und versehentlich immer alle frisst.
Das klingt wie eine perfekte Beschreibung von mir. Hehe.
Manchmal ist das ja auch schwer! Das Leben ist auch immer so sensibel und zerbrechlich! püh.