Heute bin ich mit Badana im Restaurant Volkshaus gesessen – sozusagen unser Stammrestaurant – und hab sie schwören lassen, dass – falls es durch einen seltenen Zufall so kommt, dass wir irgendwann zu grossem Geld kommen würden – wir nie Champagner zurückgehen lassen, nur weil er „zu wenig kühl“ ist oder dass wir andere hirnamputierte Sachen machen. Jetzt, zu Hause, fand ich drei supercoole Trashtassen vor, die Häschen hingestellt hat, um Danke zu sagen. Eine sehr süsse Geste, über die ich mich sehr gefreut habe. Und weil ich gerade spüre, wie sehr Freundschaft ein Geschenk ist und wie viel Glück man daraus ziehen kann, möchte ich euch auf diesem Weg eine ungewöhnliche Geschichte erzählen, die gleichzeitig ein Liebesbrief an Begegnungen und Freundschaft ist:
Es begab sich aber zu der Zeit, als mein Leben einem traurig moosigen Moloch glich. An diesem Tag war ich an einer Beerdigung gewesen und hatte danach unsere Filmvorpremière gehabt. Sozusagen himmelhochjauchzend, zu Tode betrübt. Eine sehr verwirrende Zeit, die mir viel abverlangt hat. An diesem Abend hab ich dich, Elvis, und dich, Berti, getroffen. Zwei Bündner in Zürich. Wir haben geredet und uns dann irgendwann in Bertis Wohnung am Küchentisch wiedergefunden. Wir haben es „Zeitschlaufe“ genannt und Luftschlösser gebaut. Wir haben uns einen Spaniel geträumt und ein Weingut im Piemont. Wir verteilten Aufgaben, machten aus der „Prinzessin“ eine „Praktikantin“ und haben festgelegt, dass man montags immer Brasilianer küssen sollte. Ihr habt mir in diesem Moment unglaublich gut getan. Weil es eben leicht war und weil wir alle drei Trauer und oder Unvermögen in uns trugen. Und ich glaube, ich habe euch gut getan. Wir haben violette Bohnen gepflanzt und sie „Baum“ genannt. Und auch jetzt, wenn ich euch treffe, ist es, als würden wir uns seid der Schulzeit kennen oder eben gar nicht. Als ob der Wind uns eben gerade hierhin geweht hat. Heute hier, morgen dort. Ich möchte euch aus ganzem Herzen danken. Euch zwei stellvertretend für alle Begegnungen. Die Begegnungen, die offen sind und ohne Widerhaken. Die, die unverzagt und beweglich. Und als ich dir, Elvis, das letzte Mal gesagt habe: „Das wird ein guter Sommer.“, habe ich das sehr ernst gemeint. Es wird ein guter Sommer, Elvis. Du wirst schon sehen. Der Schmerz geht vorbei, du wirst ausgesprochen glücklich. Und wenn du dir etwas von deiner Leichtigkeit und Warmherzigkeit bewahrst, wirst du sogar glücklicher als all die tausend „der-Champagner-ist-zu-warm“-Leute um dich herum. Und du, Berti, mit deiner Zurückhaltung und deiner leisen Fröhlichkeit, wirst irgendwann wissen, dass du nicht auf der Fritschiwiese, sondern in deiner eigenen Stärke Zufriedenheit finden wirst. (Und mit „Zufriedenheit“ meine ich keine „auf-dem-Sofa-sitzen-und-Scrabble-spielen“-Zufriedenheit.) Würde ich einen Wunsch freihaben, würde ich mir wünschen, dass wir Freunde werden. Solche, die sich nicht mit dem nächsten Luftzug fortwehen lassen. Aber man kann nicht immer wünschen. Man muss nehmen, was man bekommt. Vielleicht sehe ich euch ja nie wieder. Und wenn das so sein sollte, dann lasst mich sagen: Danke, ihr wart mir für ein paar Nächte Heimat.
Lebensbaum
Linda von Oepen
Wenn Nacht’s die kleinen Träume
stille auf die Reise geh’n,
hoch am Himmel Tausend Sterne
funkelnd auf die Erde seh’n.
Vögel in den Nestern schlafen
Mondlicht auf die Erde fällt,
Blumen ihre Blüten schliessen
Dunkelheit im Arm uns hält.
Dann erwachen all die Engel
schweben leise durch die Nacht,
raunend singen warme Winde
Menschen werden stumm bewacht.
Schlingen sanft sich weiche Flügel
liebevoll um jeden Traum,
tragen zart und voller Wonne
ihn zum grossen Lebensbaum.
Wow, sehr schön, Berti, vielen Dank! Auf bald, auf bald!