„Man sieht oft etwas hundert Mal, tausend Mal, ehe man es zum allerersten Mal wirklich sieht.“ (Christian Morgenstern)
Manchmal bin ich ein Autist. Oder ich fühle mich zumindest so. Es fällt mir enorm schwer, gewisse Dinge nachzuvollziehen oder zu verstehen. Ich komme gar nicht erst darauf. Ich glaube, im Grunde bin ich tief in meiner Seele wenig phantasievoll. Gewisse Ränkespiele verstehe ich einfach nicht. Mir kommt gar nicht in den Sinn, dass jemand unehrlich handeln könnte. In seelischen Dingen bin ich wohl wirklich wie ein Buchhalter. Es gibt das was ist und das was nicht ist. Und ich verstehe nicht, wie manche Menschen diese Offensichtlichkeiten verleugnen. Jetzt, wo ich darüber nachdenke, komme ich zum Schluss, dass es bei mir wohl ähnlich ist wie bei einem Spezialisten. Ich habe eine gewisse Fertigkeit, was das Verstehen von Menschen betrifft. Ich begreife ziemlich schnell. Wahrscheinlich ignoriere ich über weite Strecken, dass diese Fertigkeit nicht alle haben. Wenn dann also jemand sagt: „Maria sagt sicher hässliche Sachen über mich.“, dann schüttle ich denk Kopf und sage: „Warum sollte sie?“. Natürlich, die Wahrscheinlichkeit, dass Maria hässliche Sachen sagt, liegt im Bereich des Möglichen. Ich glaube jedoch, dass man oft viel zu viel in andere hineininterpretiert. Oder aber jemand sagt: „Ich kann das nicht tun, weisst du, ich habe ein Versprechen einzuhalten.“, dann schüttle ich den Kopf und sage: „Aber du tust es bereits. Du lebst es bereits, warum sagst du also, dass du es nicht tun kannst, wenn du es bereits schon seit geraumer Zeit tust?“.
Ich verstehe ja, dass man andere manchmal belügt, um sich nicht zu sehr angreifbar zu machen oder um nicht zu sehr Schmerzen zu verursachen. Aber sich selbst belügen? Das macht doch gar keinen Sinn. Und versteh mich nicht falsch: Nicht, dass ich mich nicht auch selbst belügen würde. Oder aber: Über viele Dinge denke ich nicht nach. Wenn mich dann jemand fragt, bin ich erstaunt, dass ich noch nicht darüber nachgedacht habe. Aber immerhin habe ich keine Mühe damit, Dinge – wenn sie mir denn klar sind – zuzugeben. Ja, stimmt, ich bin extrem inkonsequent. Ja, ich bin teilweise in drei Personen gleichzeitig verliebt und liebe trotzdem niemanden. Ja, klar, ich habe eine ausschweifende Sexualität und handkehrum dann wieder überhaupt gar keine. Du hast ganz Recht, ich bin manipulativ und darin dann doch wieder bodenlos ehrlich. Geheimnisse? Hab ich wenig. (Nur solche, die die Geheimnisse anderer sind.)
Ich verstehe plötzliche Gesichtswechsel nicht. Ich fürchte mich sogar davor. Und ich verstehe launische Menschen nicht. Da habe ich immer Angst, etwas falsch zu machen. Es ist für mich, als wäre ich blind und müsste durch einen Raum voll von Eiern gehen, die ich nicht kaputt machen darf – ich bin darin gänzlich hilflos.
Du schreibst mal wieder so, dass es die Seele berührt.
Ich streich mir grad ein klitzekleines Tränchen aus dem Augenwinkel und denke mir, dass ich ab nun niiiie mehr launisch sein sollte. Ob mir das gelingt? *hüstel*
schlecht gelaunt sind wir ja alle mal, keine sorge. solange man einander antippen kann und nicht gleich ne tazenkrallenpranke riskiert. küüüüüüss!
da schließe ich mich veve an!
danke, ihr süssen!
Liebstes Hasenherz
Gott sei Dank schreibst du wieder, sooooo lange war es still um dich, ich habe mir schon sorgen gemacht. Sagt dir das „Zweite Gesicht“ etwas? Ich bin noch auf der Suche danach, vielleicht würde ich dann begreifen warum manche Menschen etwas tun oder eben nicht tun. Warum eine Reaktion so anders sein kann und dann wieder so erwartet.
Liebe Grüsse
Mondaymädchen
Liebes Mondaymädchen – keine Angst ich werde nie ganz still sitzen können.
Bei mir hängt eine Postkarte, vielleicht ist es ja so, wie darauf geschrieben: „Weisst du, du bist nicht wie ich.“ Wahrscheinlich verstehen wir uns nie ganz. Und über Nacht sind wir andere geworden.
Diese postkarte gefällt mir. Ich werd die menschen nie ganz verstehen na und die menschen mich nicht. Jedenfalls die „grauen“ nicht. (Momo). Und an jedem morgen bin ich eine andere, auch wenn ich im spiegel immer noch gleich aussehe. Das kennst du vielleicht. Schlaf gut, ich freue mich schon auf ein neues schiff mit worten