Letzthin habe ich zu jemandem gesagt (und da ich viel zu vielen gesagt habe, mag ich mich nicht recht erinnern, welche Situation es war und wen ich gegenüber hatte – ich mag mich aber an die Bewegung erinnern, an die Reaktion des Gegenübers, an den Himmel, an mein Gefühl): „Weisst du, ich habe eine Begabung fürs Glücklichsein.“
Das ist schon so, keine Ahnung woher das kommt, die Dankbarkeit darüber ist aber stark: Ich bin oft, jeden Tag mehrmals sozusagen grundlos vergnügt. Ich freue mich. So richtig. So, dass es mir die Tränen in die Augen treibt und ich breit grinsend um die Häuser zieh. Habe mich schon gefragt, ob das wohl ein Defekt ist oder eine Krankheit. Weil: Es ist schon ziemlich seltsam. Es gibt immer Dinge, die Scheisse laufen. Auch ich habe Sorgen und morgens aufzustehen (vor allem, wenn gerade Montag ist), fällt mir schwer. Dann aber – von einer Sekunde auf die andere – blinzle ich in den neuen Tag, lache in mich hinein und freue mich. Einfach so. Diese Fähigkeit zum Glück hat mir schon wahnsinnig oft den Arsch gerettet, das kannst du mir glauben. Denn wenn man so lebt wie ich, immer ein Bisschen am Abgrund, immer ein Bisschen zu schnell, dann ist es von grosser Wichtigkeit, dass man ab und zu auch mal drüberweg gehen kann. Nicht so schlimm, alles gut. Mascha Kaléko kommt mir dann jeweils in den Sinn:
Sozusagen grundlos vergnügt
Ich freu mich, dass am Himmel Wolken ziehen
Und dass es regnet, hagelt, friert und schneit.
Ich freu mich auch zur grünen Jahreszeit,
Wenn Heckenrosen und Holunder blühen.
Dass Amseln flöten und dass Immen summen,
Dass Mücken stechen und dass Brummer brummen.
Dass rote Luftballons ins Blaue steigen.
Dass Spatzen schwatzen. Und dass Fische schweigen.
Ich freu mich, dass der Mond am Himmel steht
Und dass die Sonne täglich neu aufgeht.
Dass Herbst dem Sommer folgt und Lenz dem Winter,
gefällt mir wohl. Da steckt ein Sinn dahinter,
Wenn auch die Neunmalklugen ihn nicht sehn.
Man kann nicht alles mit dem Kopf verstehn!
Ich freue mich. Das ist des Lebens Sinn.
Ich freue mich vor allem, dass ich bin.
In mir ist alles aufgeräumt und heiter:
Die Diele blitzt, das Feuer ist geschürt.
An solchen Tagen erklettert man die Leiter,
Die von der Erde in den Himmel führt.
Da kann der Mensch, wie es ihm vorgeschrieben,
– Weil er sich selber liebt – den Nächsten lieben.
Ich freue mich, dass ich mich an das Schöne
Und an das Wunder niemals ganz gewöhne.
Dass alles so erstaunlich bleibt, und neu!
Ich freu mich, dass ich … Dass ich mich freu.