„Er hustete so hohl, dass man in jedem Laut den doppelten Resonanzboden Brust und Sarg mitzuhören glaubte.“
(Georg Christoph Lichtenberg)
Auch ich habe Husten. Einer, der tief geht und aus eben diesem Resonanzboden Sarg zu kommen scheint. Was ich aber ganz sicher weiss: Dieser Husten bringt mich nicht um und ich werde ihn überwinden. So, wie ich immer alles überwunden habe. Und noch etwas weiss ich sicher: In mir steigt die unbändige Lust auf nach Frühstück und nach Leben.
Es war früh am Morgen. Der Herbst hielt Einzug und es war kühl. Sie hüllte sich in ihren rubinroten Schal und trat über die Schwelle. Das Schloss knackte, als sie die Tür hinter sich zuzog. Ihr war, als wäre das Knacken lauter als sonst, als würde es im leeren Hof widerhallen, als würde der Schall zu ihr zurückkehren und auf ihren Körper treffen.
Morgen hab ich bestimmt blaue Flecken davon, dachte sie.
Dann schritt sie durch den Hof und trat auf die Strasse. Es war noch etwas dunstig, man sah aber, dass die Sonne bald aufgehen würde und es kein kalter Tag werden würde. Die Strasse, die ihr vertraut war, die sie jeden Tag langging, kam ihr auf einmal wie eine fremde Strasse vor. Eine, wie man sie in Paris oder vielleicht auch in Odessa findet. Eine fremde, aufregende Strasse.
Was sich wohl hinter der nächsten Ecke verbirgt?
Ein Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus, so, als ob man einen Krug Wasser umgekippt hätte und die Flüssigkeit sich nun auf dem Tisch verteilt.
Schnell wird er nicht trocknen, der Fleck wird wohl noch lange sichtbar sein.
„Es ist nichts mehr als ein Halm, aber er wird nicht untergehen: Man ist wie ein Kind, das in der ersten Stunde eines Sommermorgens erwacht, wenn alle noch schlafen. Man ist verloren und geborgen zugleich in der unbegrenzten Stille. Wenn eine Fliege summt, ein gedämpfter Pendelschlag tönt, liegt in diesen Geräuschen die selbe tröstliche, weil überirdische und zeitlose Trauer einer weiten Ebene.“ (Joseph Roth)