Heute morgen in der S-Bahn: Ein älterer Herr wankt in mein Abteil, sieht ziemlich ausgemergelt aus, nicht krank, nur sehr dünn, hat ein altes, weisses T-Shirt an und kurze Hosen. Bei sich trägt er eine grosse Jutetasche, gefüllt mit Zeitungen. Murmelnd breitet er sich auf der Bank gegenüber aus. Steht dann auf, nimmt seine Jutetasche und geht nach vorne zur Zeitungsabfallbox. Er räumt fein säuberlich alle Zeitungen aus der Jutetasche in die Box. Nachdem er fertig ist, hat keine einzige Zeitung – nicht mal die klitzekleinste Pendlerzeitung – mehr platz. Ich denke mir: Tolle Art sein Altpapier zu entsorgen! Muss ich mir merken!
Der Herr kommt zurück, packt eine Flasche Bier (eine grosse) aus und trinkt, als gäbe es kein Morgen. Innerhalb von fünf Minuten ist die Flasche leer und wir kommen an der nächsten Station an. Promt steigt der Herr aus.
Ist es nicht schön zu pendeln! Man begegnet doch immer wieder netten Artgenossen!
Habe jetzt immer Ohrstöpsel dabei, damit ich all die telefonierenden Tschicks ausblenden kann. Gestern: „Nein, im Fall ohne Scheiss! Er kann nicht mehr zwischen Tag und Nacht unterscheiden! In der Nacht kann er nicht schlafen!“ Tja. Mit Ohrstöpsel wärs anders gewesen. Nämlich so: „—————“ Himmlisch ruhig.
Herzlich,
Hasenherz
Da fällt mir glatt King Kobras Pendler-Lieblingsanekdote ein: Zwei Homies reden ganz kuul miteinander, der eine sagt: „He, man, ohni Scheiss, dä hät än voll krass geilä Schlittä mit töntä Schiibä und so.“ Sein Kumpel, der ihm aufmerksam zugehört hat, erwidert darauf: „Man, da isch jo voll dumm, denn gseht er jo gar nümmä usä…“
Bei so vielen blitzgescheiten, wohlriechenden und eloquenten Menschen macht das Pendeln richtig Spass. Jahaa!
Ach ja, liebes Hasenherz. Wollte dir nur sagen, dass ich dich gestern Hammer fand. Du warst sooo lustig! Wir haben dir den Hula-Hoop-Reifen natürlich mitgenommen. Waren noch beim blöden Holzfällerhemd in seiner schicken Wohnung. Er hat seinen teuren Skotch rausgekramt, den Poser rausgehängt und uns komische Leute vorgestellt (die in seiner Wohnung rumlungerten). Ich hatte einen zehnminütigen Lachanfall, da so ein seltsamer Typ Angi-Peter seinen Lippenbalsam angeboten hat (du hättest ihren Gesichtsausdruck sehen sollen). Dann hat mich der Gastgeber gebeten, meine Stimme doch bitte zu senken, da seine Nachbarn blabla. Ich habe ihm daraufhin gesagt, dass ich ihm gerne eins auf die Nase hauen würde. Dann sind wir gegangen und haben auf dem Heimweg noch ge-hula-hoop-t…
War ein schöööner Abend. Freue mich sehr auf den Sonntag…
Riesencmok.
„do not go gently / into that good night / rage against the / dying of the light. your eyes are yours to close / never let go. sleep is wrong!
when i grow up i’m never gonna sleep. when i grow up i’m never gonna cry. when i go out i’m never coming home. when i grow up i’m never gonna die.“
(sleepytime gorilla museum : grand opening and closing : sleep is wrong)