Warm und verzeihend

Gestern Abend war ich mit ElfElf und Vanalia an einem Jazzkonzert. Das war schön. Das Licht schien orange. Draussen war es kalt und drinnen sehr warm. Wir haben Tee mit Schnaps getrunken und uns über die Stürme und den Nieselregen unterhalten. Am Morgen dann, als ich nach Hause kam, hat es genieselt (fast wie in Wuppertal) und die Stadt war noch ruhig und unbekümmert. Sie hat sich leise auf den neuen Tag vorbereitet, hat mir Schutz geboten in der Dunkelheit, die langsam wich. Diese Zeit frühmorgens, wenn alles erst Andeutung ist und Versprechen, mag ich sehr.
In unserer zweiten Heimat haben wir einen Weinbauer kennen gelernt, der nur eigene Äpfel ist. Seine Freunde haben ihm einen „echten Zürcher Abend“ versprochen und ich weiss nicht, wie ein solcher Abend genau aussieht. Der Weinbauer hat mich dann gefragt, ob man von Zürich enttäuscht sein kann und ich habe gesagt, dass Zürich geradezu prädestiniert ist zu enttäuschen, dass man aber, wenn man sich einlässt auf diese unzugängliche Diva, leuchtende Überraschungen erleben kann. Blickt man erst hinter die Arroganz, scheint das orange Licht warm und verzeihend.

Jetzt, da ich aufgestanden bin, habe ich Lust das Gedicht „Funeral Blues“ von W. H. Auden zu lesen. Lest mit!

Stop all the clocks, cut off the telephone,
Prevent the dog from barking with a juicy bone,
Silence the pianos and with muffled drum
Bring out the coffin, let the mourners come.

Let aeroplanes circle moaning overhead
Scribbling on the sky the message He is Dead.
Put crepe bows round the white necks of the public doves,
Let the traffic policemen wear black cotton gloves.

He was my North, my South, my East and West,
My working week and my Sunday rest,
My noon, my midnight, my talk, my song;
I thought that love would last forever: I was wrong.

The stars are not wanted now; put out every one,
Pack up the moon and dismantle the sun,
Pour away the ocean and sweep up the woods;
For nothing now can ever come to any good.

Schönen Sonntag!
Hasenherz

3 Gedanken zu “Warm und verzeihend

  1. Ja, das war ein schöner Abend. Versunken und etwas ruhiger als sein Vorgänger (hui). Die Musik war wogend und wärmend, sehr sinnlich und verspielt.
    Der Weinbauer war die totale Schlaftablette – mit oder ohne Äpfel. Und seine beiden Freunde waren auch seltsam. Mhm, erst jetzt fällt mir auf, dass in unserer zweiten Heimat am Samstag alle etwas komisch waren. Auch der Ameisenbär, der Mafioso und der „Fick dich ins Knie“. Und überhaupt: Waren denn da nur Männer oder was?

    Wundervoll – der „Funeral Blues“ (spricht mir aus der Seele), hab es schon Ewigkeiten nicht mehr gelesen.

    Ich fahr dafür zurzeit total auf Leonard Cohen ab:

    „Suzanne takes you down to her place near the river
    You can hear the boats go by
    You can spend the night beside her
    And you know that she’s half crazy
    But that’s why you want to be there
    And she feeds you tea and oranges
    That come all the way from China
    And just when you mean to tell her
    That you have no love to give her
    Then she gets you on her wavelength
    And she lets the river answer
    That you’ve always been her lover
    And you want to travel with her
    And you want to travel blind
    And you know that she will trust you
    For you’ve touched her perfect body with your mind.“
    (…)

    Nun, ich werde jetzt meiner Lieblingsbeschäftigung nachgehen und Menschen vergraulen. Darin bin ich nun langsam ziemlich gut..

    Hasenherz, pilgern wir am Samstag wieder in unsere zweite Heimat zu den Freaks? Wir könnten uns verkleiden und uns fremde Namen geben..
    Würde gerne mal wieder jemand anders sein..

    Tütütüü – tütütütütü.

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