„Ein Wort kann sie töten, ein Lächeln ein Blick.“ (Tadeusz Rósewicz)
Nach langem Durst oder grossem Hunger, ohne, dass dieser gestillt oder genährt wurde, taucht ein Wesen auf aus der Flut, ein Halbwesen, ein Wesen, durch das kein Blut fliesst, das niemals schläft. Ein solches bin ich nun. Ich kenne das bereits, es ist nichts Neues oder Ungewöhnliches. Der Vorteil dieser Lebensphase ist, dass es nichts gibt (ausser vielleicht der Tod und auch der ist sehr unwahrscheinlich), das einen verletzen könnte. Es gibt nichts und niemanden. Es ist, als ob sich jedes Risikobewusstsein oder jede Form von Pech oder Ungeschicktheit vorübergehend verabschiedet hätte. In dieser Phase ist man äusserst gefährlich für andere Menschen. Weil man leuchtet, irisierend ist. Weil man anzieht. Und eben auch abstösst. Weil man keine Härte fühlt und keine Gefahr. Weil man gleichgültig ist. Weil man Macht hat und von dieser Macht auch Gebrauch macht. Weil man sich keiner Schuld bewusst ist. Weil man Sätze sagt wie „Ich werde dich verletzen.“ Und den anderen dann auch wirklich verletzt. Aber man hat ja gewarnt!
Dieser Phase werde ich entwachsen, ich werde meinen Glanz verlieren, werde wieder fühlen können, werde meine Gleichgültigkeit aufgeben und wieder Mensch werden. Bestimmt. Irgendwann. In der Zwischenzeit versuche ich meine Kräfte sparsam einzusetzen. Ich versuche nicht allzu sehr zuzubeissen.Versprochen!
Schneller essen trinken lesen leben
schneller lieben / weiter fahren
fliegen mehr schneller reden
schneller auseinandergehen abgehen zurücklassen
mehr hören sehen
anschauen anfassen riechen
anschauen besitzen schmecken
lieben hier sein dort sein
und noch wo sein
lauter lachen stossen / laufen atmen schneller / mehr
schneller weiter höher niedriger tiefer schneller breiter leben
essen trinken schlafen / lieben
länger leben
(Tadeusz Rósewicz)