Bei uns zu Hause findet gerade eine Party statt. Ich liege im Bett und lausche den Stimmen. Sie haben etwas beruhigendes. Sie bündeln das Chaos, geben ihm eine Form.
Ich liege also im Bett und denke über das Monatsgespräch mit Alain de Botton im Magazin nach. Alain de Botton sagt da: „Für mich bedeutet Liebe, dass man seine Freiheit, einen anderen Menschen zum Leiden zu bringen, möglichst einschränkt.“ Liebe, Freundschaft, Beziehungen jeglicher Art bedeuten wohl immer auch Verantwortung über die Schmerzen des anderen. Klingt komisch, ist aber so.
Und später im Gespräch sagt er auf die Frage, wie man weiss, wann eine Beziehung zu Ende ist: „Es ist eine klassische Illusion, dass eine Liebesbeziehung einen Anfang, eine Mitte und ein Ende hat. In Tat und Wahrheit geht es einem doch mit den Gefühlen, die man für einen anderen Menschen hegt so: Sie beginnen, enden, flackern wieder auf, erlöschen, fangen wieder Feuer, ersticken, motten weiter — und das Ganze hundert Mal täglich. Die Liebe ist nie voll da — und sie vergeht auch nie radikal. Proust wollte seine berühmte «Auf der Suche nach der verlorenen Zeit» eigentlich «Die Unterbrechungen des Herzens» nennen. Dieser Titel sagt doch alles. Unser Herz stellt in Liebesdingen ständig an und ab, auch wenn wir es lieber hätten, der Schalter stünde immer nur auf «Ein» oder «Aus».“
Wie wahr hat er gesprochen. Ach die unerklärlichkeit der Liebe. Sie ist das schönste Gefühl, aber tut auch am meisten weh wenn sie nicht mehr ist. Die Liebe macht mir Angst….
Mir fällt zur Liebe gerade ein Spruch von Seneca ein:
„Nicht weil es schwer ist, wagen wir es nicht, sondern weil wir es nicht wagen, ist es schwer.“
Auch mir, liebste Frau im Mond, macht die Liebe Angst. Oder besser: Ich habe Angst vor mir selbst wenn ich liebe.