Die ungeborene Frau im immergrünen Garten

Schöne Aussichten! (Bild by Fox)

Schöne Aussichten! (Bild by Fox)

Es gibt da so ein Zitat von Ambrose Bierce: „Alle sind Irre; aber wer seinen Wahn zu analysieren versteht, wird Philosoph genannt.“ Letzte Woche – ich hatte Ferien und war im italienischen Tessin und hab eine wunderbare Aussicht genossen (siehe Bild) – hatte ich viel Zeit, um über meinen „Wahn“ nachzudenken. Ich hab sozusagen versucht beim laufenden Deckenventilator ein Ventilatorenflügel zu fixieren und zu verfolgen. Denn Gedanken sind schnell wie Flügelschläge und wenn man sie haschen (und erkennen) möchte, braucht es viel Konzentration. Dann und wann hat Dr. Fritz einen Besuch abgestattet, den grossen Teil der Zeit aber, hab ich in ziemlicher Ruhe und in Frieden verbracht. Das hat gut getan!

Es gab da so ein (Traum-) Bild, das mich diese Woche begleitete: Es existiert eine Frau, die ich bin und doch nicht ich bin, die in einem immergrünen Garten steht und Lieder singt. Sie trägt ein Kleid (ein Kleid, das ich nie tragen würde) und steht aufrecht zwischen Büschen und Blumen und ist unsterblich, denn sie ist längst gestorben oder aber nie geboren. Genauso, wie der immergrüne Garten, ist sie nicht zerstörbar, denn wie könnte man etwas töten, das schon tot? Könnte ich, ich hätte sie längst vernichtet. Sie steht also da – geistergleich – und singt von unerfüllter Liebe und grossen Schlachten. Vielleicht ist das so, wie in diesen Gespensterfilmen: Würde ich aufhören an sie zu glauben, würde sie nicht länger existieren.

Ich hab dann in einem grandiosen italienischen Supermarkt „Baci“ gekauft (so Schoggi-Dinger), die – ähnlich wie Glückskekse – Zettelchen mit Sprüchen enthalten. Den Spruch, den ich heute erwischt habe: „Au paradis, le mariage n’existe pas.“ (Mein Bürogschpändli dazu: „Wer weiss, ob das Paradies existiert.“)

Ich habe „Das schwarze Blut“ von Jean-Christophe Grangé in den Ferien gelesen. Ein Thriller. Eigentlich sollte ich keine Thriller lesen. Die Folge davon ist, dass ich mich in den Serienmörder verliebte und gleichzeitig schreckliche Angst vor der Figur hatte. Ganz schön unheimlich.

Ein Gedanke zu “Die ungeborene Frau im immergrünen Garten

  1. Und würde man aufhören an Serienmöder zu glauben, dann gäbe es sie nicht mehr. Und dann? Nun? Genau. Am Ende verliebt man sich noch. Da sollte man in aller Ruhe mal darüber nachdenken…

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