„Wenn du lange in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein.“ (Nietzsche)
Ich bewege mich auf der Grenzlinie. Gefährlich nah an der anderen Seite. Manchmal frag ich mich, wie lange es dauern wird, bis ich abrutsche. Und manchmal hoffe ich auf das Glück – allem besseren Wissen nach – eben nicht abzurutschen. Die Hoffnung stirbt zu Letzt und so. Wie oft muss man sich spiegeln, um das Spiegelbild nicht mehr als sein eigenes zu erkennen? Es gibt nichts schöneres, als sich selbst aufzugeben. Leicht zu sein. Zu verduften. Und wo könnte man besser verduften als in den Augen anderer? Ja, ich bin ambivalent. Ja, ich fühle oft erst im Nachhinein. Und ja, verdammt, es fällt mir leicht, mich in anderen einzufinden. Das heisst noch lange nicht, dass ich nicht irgendwo da bin. Tief in mir drin. Ich bin vorhanden. Nur nicht immer greifbar. Aber vielleicht ist gerade dieses glatte, nicht greifbare, das, was ich wirklich bin. Ich bin ein Fisch. Und kann nur inständig hoffen, nicht zum Köder zu werden für einen grossen Fisch. Oder eben abzurutschen. Abzugleiten. Zu fallen. Und wenn doch, dann hoffe ich, dass es sich um einen Abgrund ähnlich dem Kaninchenbau bei Alice im Wunderland handelt. Unten geht die Welt auf. Mit 66 Jahren fängt das Leben an. Und so.
bewegend. schön. wasser ist ähnlich. manchmal bin ich wasser. teilsam und ganz. immer richtig von der menge her. und immer dort wo ich sein soll. nicht dort wo ich sein will. gut das einen das leben immer wieder einholt, wenn man sich zu sehr im träumen verliert und sich ganz plötzlich und unverhofft im leben wiederfindt. schade-schön, beschissen-gut. willkommen im leben mit all seinen facetten. herzlichen glückwunsch, du lebst. noch.
in der tat, wie recht du hast, andreas. „beschissen-gut“ trifft es ziemlich genau. aber das ist halt, wenn man beweglich ist – wie wasser. in der schweiz würden wir sagen: gschächnütschlimmers.