Eigentlich hab ich ja gar keine Zeit. Eigentlich müsste ich ja duschen und so. Aber ich sitz in meiner Küche, etwas erschlagen vom Tag und den Tagen zuvor und plötzlich lach ich laut raus, pruste über den leeren Küchentisch. Ich hab mich gerade daran erinnert, dass Izzie – als wir in Riga in einem Restaurant sassen – sagte, der Typ hinter ihr rieche wie ihre erste Liebe, sie werde sozusagen gerade in der Nase entjungfert. Wir haben sehr gelacht und das Bild ist mir gerade wieder eingefallen. Vielleicht fiel es mir ein, weil ich heute im Büro (ich war für ein paar Stunden da, weil mein Chef eine Erziehungsmassnahme an mir ausprobierte und ich ihn dafür strafte, in dem ich zum Trotz hinging, womit er eigentlich gar nicht gerechnet hatte) die ganze Zeit über den Duft von einem Arbeitskollegen in der Nase hatte. Menschen die ich mag riechen immer gut (die Frage ist, ob sie gut riechen, weil ich sie mag oder ob ich sie mag, weil sie gut riechen) und manchmal nimmt man den Geruch besonders gut wahr, vielleicht wegen der Hitze oder vielleicht auch wegen anderen Verstrickungen, die ab und zu im Kopf Theater spielen. Wie auch immer. Ich hab in der Folge also über meinen Geruchsinn nachgedacht, der nachgewiesenermassen ziemlich gut ist. Zum Beispiel passiert es mir oft, dass ich die Ankunft eines Menschen zuerst mit der Nase wahrnehme.
Der Geruch geht direkt ins Hirn, da gibt es keine Filter wie zum Beispiel bei den Augen oder Ohren. Zack. Mitten in der Mitte. Und die Gefühle sind da, als wären sie Pan, der mit seiner Plötzlichkeit regelmässig seine armen Mitspieler zu Tode erschreckte. Wenn ich zum Beispiel bei Zeko alleine auf dem Sofa sitze – was in letzter Zeit doch ab und zu mal vorkommt – hüllt mich sein Geruch voll und ganz ein, einer Umarmung gleich. Das ist schön und ein schönes Beispiel für einen ausgeprägten Geruchsinn. Es gibt natürlich auch andere Beispiele. Zum Beispiel S12 fahren im Sommer und das Gefühl haben, man sässe in einem Openair-Dixie-Klo.