Es ist gut zu wissen, dass man ein Herz hat und Gefühle und auch Traurigkeit. Es ist gut zu wissen, dass man Freunde hat, mit denen man um einen Tisch sitzen kann. Es ist gut zu wissen, dass man lebt und atmet und hustet. Die Dinge verbringen Zeit und ich verlasse mich dabei. Rutschen wir nicht alle manchmal auf den Knien und flehen einen imaginären Gott an, er möge uns verzeihen? Absolution gibt es nicht. Für nichts. Und dann blick ich auf den See und weiss, dass alles gut wird.
Die Kälte hat uns eingeholt. Es war eben noch dreissig Grad warm und jetzt, jetzt ist es kalt. Ich höre eine sehr seltsame Techno-Version von „Dodirni mi kolena“ und find das grad gut. Es ist gut zu wissen, dass man Dinge, die einem nie im Leben gefallen würden, gerade gut finden kann.
Hej na sveze mleko mirise dan
ptice pevaju na sav glas
jutro njise vetar, dodirni mi kolena
to bih bas volela
Und die Tage, die riechen wirklich nach frischer Milch. Wenn ich mir das vorstelle, möchte ich lachen. Auf dass du noch oft meine Knie berühren magst, dass es nie vorbei geht, dass sich daraus die schnellste, längste und schönste Ewigkeit ergibt.
Meine Küchenuhr zeigt zehn nach zwei und die Kirchenuhr schlägt die volle Stunde. Wie lange kann man sein Herz offen tragen, ohne daran zu verzweifeln? Wie intensiv kann man sein Leben leben, ohne daran zu zerbrechen? Wie sehr kann man die Welt in sich aufsaugen, ohne alles zerstören zu wollen? Alles was ich weiss und was mir bleibt ist Folgendes:
Im Takt der Stunde fällt Schnee auf Grau.
Ich habe mich gefangen und gleichermassen befreit.
Ich seh mich, wie ich gehe, damals, als ich unglücklich war.
Und daneben stehe ich, jetzt, da ich glücklich bin
und hebe die Hand zum Gruss.
Scheu lächle ich und sehe, wie der Schnee auf Asphalt schmilzt.
Wenn ich du wäre, würde ich leben wollen –
schreie ich mir hinterher.
Ich aber bin längst um die Ecke gebracht.