Heute war ich in Engelberg und hab für unser Winterweekend der Firma rekognosziert. Der Tag war wunderbar. Ganz viel Sonne, blauer Himmel und sehr beeindruckende Berge. In der S-Bahn – schon wieder in Zürich – hab ich von einem Dachdecker eine Fliederblume geschenkt bekommen. Die steht nun hier in meiner Küche in der Vase und duftet sehr verführerisch. Mir passieren solche Sachen immer mal wieder. Solche Gänseblümchen-mitten-in-der-Grossstadt-Erlebnisse. Solche, mit denen man nicht rechnet.
Ich sitze also so in der S-Bahn, bin müde von der Sonne, dem Ausflug und da kommt der Dachdecker, setzt sich mir gegenüber, zückt eine Fliederblume aus einer Tüte, überreicht sie mir und sagt mit Blick auf die Blume: Ich habe sie gerettet. Am Montag machen sie dort alles platt und sie hat so schön geblüht.
Dann haben wir noch etwas über verschieden Düfte geredet, über Linden und Flieder und so. Und dann hab ich aussteigen müssen.
Heute Abend gehe ich ins Theater. Ins Sogar Theater das Stück „Das Jagdgewehr“ schauen.
«In solchen Augenblicken sehe ich immer, was hinter dem Jäger sich ausbreitet: nicht etwa die frühwinterliche Landschaft des Amagi-Bergs, sondern ein verödetes, weisses Flussbett. Das schimmernd geputzte Jagdgewehr drückt seine ganze Last tief in Seele und Leib des einsamen Mannes von mittleren Jahren, strahlt eine seltsame, blutbefleckte Schönheit aus, die, wenn das Gewehr auf Lebendes zielt, niemals erscheint.»
Woher kommt eine Fliederblüte zu dieser Jahreszeit?
Ja, das hab ich mich auch gefragt… Er sagte, der Strauch wachse auf einer Baustelle neben der Autobahn und blühe, als wärs sein letzter Tag. (Womit er wohl recht behalten wird.)