Jeden Tag komme ich nach Hause und hänge mein Sportzeug auf die Wäscheleine. (Einzige Ausnahmen sind der Donnerstag und der Sonntag – an diesen beiden Tagen treibe ich keinen Sport.) Es ist seltsam plötzlich sportsüchtig zu sein. Am Anfang war es hart und hat keinen Spass gemacht. Jetzt aber zähle ich fast schon die Stunden, bis ich wieder in Bewegung sein darf. Es ist, als ob das der einzige Weg wäre, um mich selbst fühlen zu können. Den Körper schinden, um zur Seele durchzudringen. Vielleicht. Vielleicht ist es aber auch viel simpler.
Morgen gehe ich „Faustrecht der Freiheit“ im Theater am Neumarkt schauen. Eine Adaption von Rainer Werner Fassbinders Film. Fassbinder sagt: „Bei mir geht es um die Ausbeutbarkeit von Gefühlen, von wem auch immer sie ausgebeutet werden. Das endet nie. Das kannst du in immer neuen Variationen erzählen.”
Vielleicht könnte ich euch auch von der Ausbeutbarkeit der Gefühle erzählen. Oder von einer Variation davon. Aber wie so oft rede ich nicht. Wenn man mich so ein Bisschen kennt, würde man sich das wohl nicht träumen lassen, dass ich so gut schweigen kann. Gute Freunde wissen wohl um meine Sprachlosigkeit. Aber schliesslich: „Freundschaft ist eine Tür zwischen zwei Menschen. Sie kann manchmal knarren, sie kann klemmen, aber sie ist nie verschlossen.“ (Balthasar Gracián y Morales)