Nach diesem wunderbaren Tag voll Sonnenschein, Luft, Licht und Schlaf, lese ich mein altes Tagebuch. Ein Eintrag vom 21. März 1996 lautet so: „Bin ich verliebt oder nur müde? Ein obskures Gefühl auf jeden Fall. Und doch ist es mir heute gut ergangen. Ich habe Glück erfahren.“
Es ist spannend, sich so durch die Jahre zu blättern. An viele Dinge habe ich keine Erinnerung mehr. Wer zum Teufel ist Alain? Und wer Eleonore? Würde ich dies Menschen auf der Strasse erkennen? Würde ein flüchtiges Gefühl von Vertrautheit in mir aufsteigen? Oder würde nichts in mir nachklingen? Ich lebe in einer kleinen Stadt. Sicher begegne ich täglich Menschen, die ich mal gekannt habe, die mir mal vertraut waren, deren Namen ich kannte. Oder sind diese Menschen alle ausgewandert? Eleonore lebt heute vielleicht auf einer Farm in Chile. Vielleicht blickt sie jetzt gerade zum Himmel auf, sieht die Wolken ziehen und fragt sich vielleicht, was mit diesem Mädchen ist, das sie mal gekannt hat, an dessen Namen sie sich jedoch nicht erinnern kann. Alain vielleicht lebt in Paris und hat gerade seine drei Kinder ins Bett gebracht. Ihnen ein Buch vorgelesen und betrachtet sie jetzt lächelnd im Schlaf. Vor dem Fenster zieht der nie ablassende Verkehr vorbei, er ist müde. Oder doch verliebt?