Am Brunnen vor dem Thore
Da steht ein Lindenbaum:
Ich träumt’ in seinem Schatten
So manchen süßen Traum.
Ich schnitt in seine Rinde
So manches liebe Wort;
Es zog in Freud und Leide
Zu ihm mich immer fort.
Ich mußt’ auch heute wandern
Vorbei in tiefer Nacht,
Da hab’ ich noch im Dunkel
Die Augen zugemacht. (…)
(Der Lindenbaum von Wilhelm Müller aus Die Winterreise)
Ich lebe ein Blätterteig- oder Zwiebelleben. Feine Schichten, jede anders geartet. Und in den Zeiten im Jahr, in denen die Linden blühn und die ganze Stadt mit dem süssen Duft durchtränkt ist, fühlt meinereiner das ausgeprägter.
Der frühe Morgen ist Entspannung pur, 6 Uhr im Büro und die Sonne geht auf. Kernige Leichtigkeit, ganz Körper, ganz bei mir. Süsse Verführung. Stille und Atmung. Ich bin süchtig danach.
Vormittag, wie schwimmen im Wasser. Aufgehoben sein, fröhlich sein. Der Geist trägt Blüten. Sich davontragen lassen.
Am Mittag lachen, denken, lernen. Das Neue kommt auf leisen Sohlen, behutsam tastet es sich an. Und endet in leisem Glimmen.
Nachmittag. Müdigkeit, Kopfschmerz, Erschöpfung. Dann klares Wasser, Spiegel, Erwachen. Erkannt werden und samtiges Abschiednehmen.
Abends Ausgelassenheit, Freiheit, Verspieltheit und grosse Dankbarkeit.
Viel Liebe.
Die Linden!