Gerade hänge ich im x-ten Skype Meeting fest. Jemand spricht in meine Ohren, in meinen Kopf, in mein Hirn. Die Grenzen zwischen meinem Daheim und meinem Büro verschwimmen, mein Arbeitsweg vom „Office“ zum Sofa ist genau 18 Schritte lang, ich hab ihn ausgemessen. Gerade überlege ich mir, was ich am nächsten Wochenende unternehmen soll. Puzzle im Bad? Jonglieren in der Küche? Schach im Schlafzimmer? Tanzen im Treppenhaus? Lesen im Flur? Oder vielleicht versuche ich auch etwas ganz abgefahrenes, wie zum Beispiel einen Abenteuerausflug zum Dachboden?
Die kleinen Überraschungen sind sozusagen die Strohhalme, an denen wir uns festklammern. Ich habe eine Zeichnung meines Neffen per Post erhalten. Sie stellt Bahn- und Buslinien dar, die Sehnsucht nach Freiheit glimmt auch in den kleinsten Köpfen.
Was mir an dieser Isolations-Homeoffice-MyHomeIsMyCastle-Gedöns am meisten erstaunt ist, dass ich weniger Zeit für mich selbst habe also vorher. Die Zeit ist eng geworden, die Räume kleiner. Ich weiss gar nicht, wo meine Tage bleiben, ich habe das grosse Bedürfnis mich zu Hause einzuschliessen (oder besser gerade: alles andere auszuschliessen), die Bettdecke über den Kopf zu ziehen und für mindestens 3 Tage zu schlafen. MINDESTENS. Ich glaub, ich brauch Ferien von der Welt.

Bahn- und Buslinien, Wasserfarbe auf Papier