Ein Leben wie Schlangenzungen

Gestern hatten wir Geschäfts-Weihnachtsessen. Das war lustig. Leider haben die Mädels und Jungs hier weniger Sitzfleisch als die in meiner früheren Buchhandlung. Um Mitternacht waren wir zu Hause und das stocknüchtern. Das ist gut, denn jetzt bin ich nur einbisschen müde. Und das auch nur, weil Thesi (bei ihr durfte ich übernachten) und ich noch lange geschwatzt haben. Thesi hat einen Kater der „Mehl“ heisst. Der war äusserst anhänglich und es tut gut mal eine anhängliche Katze zu erleben, denn Timos Psycho-Katzen sind sehr psycho und gar nicht anhänglich.

Am Weihnachtsessen wurde mir aus der Hand gelesen. Es hiess ich hätte Glückssterne in der Hand und eine Lebenslinie wie eine Schlangenzunge. (Ich verbitte mir jegliche Deutungsversuche!)

Lese gerade „Memoiren eines alten Arschlochs“ von Roland Topor. Sehr lustig und sehr beweglich.

Auf dass der Tag sich schnell dem Abend zuneigt!
Hasenherz

Heimweh?

Heute bin ich müde und sehr schlecht gelaunt. Grummelig. Und traurig. Ja, sehr traurig. Zum Glück reissen mich heute Abend die Tschickens raus. Sepp und ElfElf betätigen sich hinter der Bar und das kann ja nur gut kommen…

Brigida, eine alte Schulfreundin, hat mir den Link zu ihrem Blog geschickt. Schaut euch ihre Bilder an. Die sind wirklich sehr, sehr schön.

by Brigida Brunetti

Zum Schluss für diese Woche lasse ich die grossartige Mascha Kaléko sprechen (aus Verse für Zeitgenossen):

Mir ist zuweilen so als ob
Das Herz in mir zerbrach.
Ich habe manchmal Heimweh.
Ich weiß nur nicht, wonach . . .

Herzlich,
Hasenherz

Lasst uns endlich mal über Proust reden!

Heute feiert Nic ihren Geburtstag. Und ich werde mitfeiern! Gestern hatten wir Projektsitzung und da kristallisierte sich heraus, dass ich ab jetzt bis mitte Oktober auch am Wochenende werde arbeiten müssen. Und dann ist da auch noch Buchmesse. Und irgendwann so gegen Ende Oktober werde ich vor Erschöpfung aus dem Fenster kippen, meine Arme ausbreiten und irgendwohin segeln, wo’s warm ist und weich und wo die Sonne scheint über den Baumwipfeln.

„Denn immer Einer sei bereit und rage als rettend Mal im Raum, wenn vor der Frage die grelle Zeit erblasst: Was soll ich tun?“ (Hans Erich Nossack)

Als ich heute an einem grossen Zürcher Bahnhof sass und schaurigen Takeaway-Kaffee trank, kam mir in den Sinn, dass ich gestern sehr müde war und als ich dann 9 Stunden geschlafen hatte, war ich noch immer müde und „leben“ ist schon seltsam, da kommt man über Wochen mit 3 Stunden Schlaf aus und mit einem Mal ist man todmüde.
Noch ein Tipp für die mit der Leseblockade: Wie man über Bücher spricht, die man nicht gelesen hat. Lasst uns alle dieses Buch lesen und dann plaudern wir eine Stunde über Proust. Abgemacht?

Herzlich,
Hasenherz

Zeig mir deine Bibliothek und ich sage dir …

Unsere deutschen Kollegen haben jetzt dann bald einen Blog. Im Moment üben sie gerade noch und drum der Link erst später. Der Schöne hat in diesem Übungsblog unter anderem folgendes geschrieben:

„Die Büchermenschen unter Euch kennen es gut, das Gefühl bei Freunden kurz im Wohn- oder Arbeitszimmer alleingelassen zu werden. Unwillkürlich strebt man den Bücherregalen zu und fängt an, eine fremde Bibliothek zu studieren. Ein wundervolles Gefühl.“

Das hat mich zu einem Kommentar inspiriert, den ich euch nicht vorenthalten will:

Tausendmal passiert und jedes Mal wieder ein Schock: Frau lernt einen interessanten (und vielleicht sogar schönen, charmanten, leichtfüssigen) Mann kennen. Unterhält sich blendend, lacht gemeinsam und geht dann zu später Stunde zu ihm nach Hause. Im Wissen um das, was kommen wird. Frau betritt die Wohnung. Schaut sich interessiert um. Sieht keine Bücher.
Fragt: “Sag mal, wo hast Du denn Deine … Bücher?”
Verschluckt das Wort “Bibliothek” gerade noch, da im Dunkel des Bewusstseins bereits die Ahnung vorhanden, dass “Bibliothek” übertrieben wäre. Der Mann zeigt – ganz und gar nicht verlegen – auf das hüfthohe Regal am anderen Ende des Raumes, wo zwischen ein paar Flaschen bestimmt ziemlich teuren Brandweins ein paar Bücher liegen. Frau geht durch den Raum, nimmt eines der verstaubten Bücher in die Hand und liest – mit wachsendem Entsetzen – den Titel: “Banken und Bankrecht im Wandel. Berner Bankrechtstag, Band 10″. Ok, denkt sich Frau, das ist bestimmt ein Buch, das er beruflich braucht und nimmt das nächste zur Hand: “Angriffsziel: Frau! Tipps und Tricks zum erfolgreichen Erstkontakt. Ein taktischer Führer für Profis und solche, die noch viel lernen müssen!”. Frau dreht sich der Magen um. Wagemutig wie sie ist, linst sie kurz auf das dritte (und letzte!) Buch im Regal: “Der Alchimist”. Sie dreht sich zum Mann um und fragt: “Hast Du das gelesen?”
Er schüttelt den Kopf und erklärt, dass das Buch ein Geschenk von seiner Ex sei.

Frau verlässt fluchtartig den Ort des Grauens und schwört sich, nie (nie! nie! nie!) wieder einem Mann zu nahe zu kommen, dessen Bibliothek (ja. genau. BIBLIOTHEK.) sie nicht zuerst unter die Lupe genommen hat.

Bernd am Grill & Gänsehaut-Literatur

Hallo! Grüsse euch bei schönem Wetter und Wochenendlaune! Kollege Hendrik hat mir einen Gute-Laune-Song geschickt. Er heisst „Bernd am Grill“ und ist echt lustig. Die Band heisst übrigens Hasenscheisse. Super, nicht?

Dann hab ich gestern „Am Strand“ von Ian McEwan zu Ende gelesen. „Wow!“, dachte ich als ich die Buchdeckel zuklappte. Und dann bekam ich Gänsehaut. Einfach Wahnsinn dieses Buch. Da fehlen mir die Worte…

Herze euch & auf bald!
Hasenherz

Exportschlager

Bin zurück aus Münster. Dieses Mal war die Fahrt im Nachtzug sehr angenehm und ich konnte wirklich gut schlafen. Auf der Hinfahrt hatte ich ja einen schreienden Säugling im Abteil und das war echt hart. Jetzt sitze ich zu Hause am Küchentisch und trinke einen Liter Kaffee und frage mich gerade ob ich vielleicht meine Haare grün färben sollte.

Gestern hat Hase mit diesem leichten und zwinkernden Unterton gesagt, dass Schweizer Männer wohl nicht gerade DER Exportschlager sind. Egal. Wir haben ja Schoggi. Um seine Theorie zu unterstreichen, hat er mich netterweise zum Bahnhof begleitet.

So, bald ist Wochenende angesagt und meine Pelztiere tanzen schon und singen und ich versuche sie nicht zu beachten und gehe mal duschen.

Herzlich,
Hasenherz

Ruhig Blut

Es ist ausserordentlich schwer von der Dreidimensionalität in die Zweidimensionalität zurückzukehren. Als ich noch in der Zweidimensionalität festsass, war mir nicht klar, wie es sein könnte. Jetzt da ich versuche in diese zurückzukehren, stolpere ich, falle, raffe mich wieder auf, falle erneut und wische mir das Blut von der Nase. Und muss meinen Fluchtimpuls unterdrücken. Immer mit der Ruhe. Ruhig Blut.

Xanten fragt: „Gehst Du behutsam mit Dir um? Magst Du den Ausdruck Deines Gesichts, wenn Du Dich im Spiegel siehst?“ Uiuiui. Was für Fragen. Und das an einem rastlosen Freitag kurz vor dem Züri Fäscht. Kurz bevor ich in der Menge am Seeufer untergehen werde.

Habe heute morgen „Die letzte Liebe des Monsieur Armand“ zu Ende gelesen. Und da musste ich sogar weinen. Schöne Geschichte!

Feiert gut heute Abend!
Hasenherz

Langi Ohre

Halli-Hallo! Ja, ich weiss, liebste Vanalia, ich bin etwas im Rückstand… Hier kommen die News von der buch.ch-Front: Heute ist ein Autor vorbeigekommen, der lustige Kinderlieder auf CDs singt. Die neuste CD gefällt mir besonders gut (ratet mal warum):

Langi Ohre

Dann war ich in einem Outdoor-Seminar in der Lüneburger Heide. Das war lustig. Habe Bäume gefällt, Daumenmuskelkater vom Sägen bekommen und Brot gebacken. (Eine Angina hat mich auch noch erwischt, doch davon erzähl ich euch jetzt nichts, da hab ich euch die Ohren schon genügend vollgeheult…)

Lese gerade ein wunderbares (wunder-, wunder-, wunderbar!) Kurzgeschichtenbuch von Robert Bolaño:
http://www.buch.ch/shop/bch_start_startseite/typhoonartikel/ID13835826.html;jsessionid=fdc-2daekpcq3n1.fdc61

Und das Cover finde ich auch schön. Gefällt mir also alles an dem Ding. Haha!

Ach, Leute, mir gehts gut. Hab viel zu tun, doch mir gehts gut. Wie gehts euch denn?

Herzlich,
Hasenherz

PS: „Der Himmel war heute wieder so temparamentvoll. Kaum riss er auf, dachte man, auch der Himmel hat einen Himmel. Er gibt einem ein, solchen Quatsch zu denken.“

Loblied auf den absurden und mystischen Edward Gorey

Edward Gorey (mein Lieblingsillustrator) sagte einmal: „Mein einziges Motto lautet: Verlass das Haus nie ohne ein Buch.“ Sein Motto ist auch mein Motto und so steige ich jeden Tag in die S-Bahn ein – in der Tasche ein Buch. Momentan gerade: „Superhero“ von Anthony McCarten.
http://www.buch.ch/shop/bch_buc_startseite/suchartikel/superhero/anthony_mccarten/ISBN3-257-06575-2/ID14235078.html?jumpId=216058

Ein Roman, drehbuchartig geschrieben, voller Komik und eigenwilliger Bilder. Echt cool.

Apropos Edward Gorey: Im November dieses Jahres wird beim Diogenes Verlag endlich (endlich!) wieder ein Buch von Gorey erscheinen. Nämlich „The Lugubrious Library“. Zehn Bände im Schuber. Darauf freue ich mich kolossal. Denn es gibt niemanden, der Edward das Wasser reichen könnte. Darum: Gehet hin (dann im November) und kauft das Ding, es ist jeden Franken wert (86.00 Fr.). Am Besten aber, bestellt ihr es jetzt schon – hier der Link:
http://www.buch.ch/shop/bch_buc_startseite/suchartikel/the_lugubrious_library/edward_gorey/ISBN3-257-02091-0/ID14571862.html?jumpId=218008

Vanity Fair, New York sagt: „Dark masterpieces of surreal morality.“

Goreyesque Grüsse,
Hasenherz

so it’s time to say goodbye

Abschied ist nicht immer ganz einfach. Und schon gar nicht dieser Abschied. Heute ist mein letzter Arbeitstag und ich bin schon ziemlich traurig. Diese zwei Jahre hier in der Buchhandlung waren wunderschön und abenteuerlich und lustig und erfüllend und ich bin froh all diese wunderbaren Menschen kennengelernt zu haben. Aus tiefstem Herzen: Vielen, vielen Dank für euer „Hier-Sein“ und euer Existieren!

Von Herzen,
Hasenherz