Wer meint, alle Früchte würden gleichzeitig mit Erdbeeren reif, versteht nichts von den Trauben

Einfach mal runterkommen. Einfach mal entspannen. Ein Zigarettchen vielleicht? Gern!

Einfach mal runterkommen. Einfach mal entspannen. Ein Zigarettchen vielleicht? Gern!

Heute war es schwer. Das Aufstehen. Das Wachwerden. Das Den-ersten-Schritt-tun. Mein Kopf fühlt sich an, wie ein von einem Pferd in einen Kürbis verwandeltes Unding, meine Gedanken fuhren die letzten Tage Achterbahn. Mir war speiübel. Und dann, dann hab ich einfach aufgegeben. Ich kann nicht mehr. Ich kann beim besten Willen nicht mehr. Mir fehlt es gänzlich an Energie. Und ich bin dankbar dafür. Denn nur wenn ich einfach gar nicht mehr anders kann, lasse ich los. Und das ist jetzt bitter nötig. Fertig lustig.

Das Loslassen hat mit dem Atem begonnen. Ich stand am Hauptbahnhof und hab auf Pocahontas gewartet. Mein Kopf war gerade dabei zum grössten Looping ever anzusetzen. Und da passierte es. Zack. Stromausfall. Mein ganzes System fuhr runter und dann setzte er ein, der regelmässige Atem. Ein. Aus. Ein. Aus. Mehr nicht. Und dann die Glieder, die sich entspannten. Alles wurde weich. Der Schmerz in der Brust vom tagelangen Herzrasen liess langsam nach. So, als ob man das heisse Bügeleisen entfernte und die Hitze allmählich verfliegt.

Mein Gespräch mit Pocahontas war dann auch gelassen und ruhig und sehr schön. Ich habe zu ihr gesagt: Weisst, wer in meinem Leben sein möchte, der soll es sein. Herzlich willkommen. Wer es lieber nicht sein möchte, der soll gehen. Ich habe keine Energie für einen Kampf. Ich hab keine Energie für eine Investition in meine eigene Liebenswertigkeit. Das einzige, was ich mit diesen Reserven tun kann, ist selbst zu lieben. Konzentration auf mich selbst. Ja, ich liebe. (Und ich gebe zu, dass ich darin eher ungeschickt bin, eher unbegabt. Und dass es da vieles gibt, was ich zu lernen habe. Denn ich möchte es können. Irgendwann möchte ich wie ein Profi lieben können.) Die Frage ob du mich auch liebst, ist mir egal. Ich hab keine Nerven darüber nachzudenken.
Pocahontas nickte und sagte: „Es ist bringt auch nichts.“ Und dann bogen wir in die nächste Buchhandlung ein und ich schenkte ihr „Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins“ und sie mir „Die Kunst des Liebens„. Ich glaube, da haben wir beim jeweiligen Thema ins Schwarze getroffen. Berti hat mir „Die Kunst des Liebens“ auch schon mal empfohlen. Und jetzt hab ich es geschenkt bekommen. Das ist schön!

Und sonst so? Nichts. Es kommt, was kommt. Alles andere ist mir gerade schnurzpiepegal. Was für eine Erleichterung – endlich Ruhe.

Am Sterbebett

Das Gestern ist fort - das Morgen nicht da. Leb' also heute! (Pythagoras)

Das Gestern ist fort – das Morgen nicht da. Leb‘ also heute! (Pythagoras)

Gestern bin ich an dein Sterbebett geeilt. Während ich eilte, habe ich versucht nicht darüber nachzudenken, Distanz zu gewinnen, in mich hinein zu hören. Als ich dann neben dir am Bett sass und du stöhntest und zu husten versuchtest und wütend warst und auch irgendwie erzürnt über die Schmerzen und das Leben, dass dir kein einfaches Ende beschert, habe ich versucht mir vorzustellen, wie es gewesen sein muss, du zu sein, wie du gelacht hast und gerannt bist und wie du Liebe gemacht hast. Es ist mir in gewissen Momenten gelungen, dich zu sehen, dich wahrzunehmen und Abstand zu gewinnen zu deinem jetzigen Nicht-Sein. Zwischen deinen Büchern habe ich ein Buch über das Warten gefunden, das ich gelesen habe, weil ich dachte, dass es passt. Im Nachhinein muss ich mir eingestehen, dass es nicht die beste Lektüre war. Ich hätte lieber Kriminalgeschichten gelesen, von denen du einige hast.

Dein Sterben für ein paar Stunden zu begleiten, hat mich traurig gemacht und dann, wenn du wütend warst und mich angeschnauzt hast, dann war die Trauer verflogen. Es war plötzlich normal. Sterben gehört zum Leben dazu, auch wenn wir – gerade wir – es auszublenden suchen. Dein Sterben hat mich auf mich selbst zurückgeworfen. Natürlich! Es sind immer die Fugenmomente, die Situationen am Rand des Daseins, die uns auf uns selbst zurückwerfen. Heftig und gnadenlos. Es hat mich müde gemacht, so sehr auf mir selbst zu kleben. Es hat mich erschöpft. Mein Schlaf war dann auch traumlos und kurz.

Viel zu früh bin ich erwacht, habe geflucht und den Schlaf trotzdem nicht mehr gefunden. Ich bin dann – ohne mein Pyschi auszuziehen – in meine Stiefel gestiegen, hab den Mantel umgeworfen, mir eine Flasche Wasser gefüllt und bin runter zum See. Da sass ich, hörte Musik und versuchte klarer zu werden. Der See war spiegelglatt, die Sonne ging hinter den Bergen auf, das Bild war von grandioser Schönheit. Mein Atem ging ruhiger und ich habe versucht eine Entscheidung zu treffen. Habe versucht die Ängste und Befürchtungen hinter mir zu lassen. Mein Leben beschert mir gerade ein Geschenk. Es liegt an mir, es anzunehmen. Und was, wenn du lange schon tot sein wirst, wenn ich in ein paar Jahren Blumen auf dein Grab lege und mich verfluchen werde für diese Vorwärtsbewegung? Was, wenn ich bereue? Was, wenn ich eines Tages zeternd zu sterben versuche und weiss, dass das alles nicht richtig war? Ja, dann… Ja, dann…

Egal was kommt, am Ende ist es so, dass wir hinter unserer Sehnsucht zurückgeblieben sein werden.

Wie der Dolch die Hand

“ (…) ohne dass wir gewusst hätten, in welchem Augenblick noch wer es hatte verschwinden lassen, den Blick anzogen wie der Dolch die Hand oder der Magnet das Eisen, dermassen, dass, als eine der beiden Zahnbürsten in der letzten Nacht, die ich dort verbrachte, fehlte die Keramik und die Fliesen und die Kacheln sich mit dem Granatrot der Zahnbürste färbten, die dortgeblieben war, und diese Farbe vereinnahmte sogar das Schwarz des Necessaires, das ich auf dem gläsernen Bord liess, damit es nach dem Fortgang irgendeine Veränderung gab oder Trauer in dem Badezimmer herrschte, das so leer und so weiss war (…)“ (Javier Marias: Der Gefühlsmensch)

Es gibt Bilder oder Textstellen, die für ein ganzes Spektrum an Gefühlen stehen. Sie sind wie eine Identitätskarte für einen Zustand. Diese Textstelle habe ich das erste Mal in der Karibik gelesen. Ich sass am Strand und schaute aufs Meer. Ich erinnere mich ganz genau an dieses Leseerlebnis. Ich las diesen unendlich langen Satz, blickte auf, sah das hellblaue Wasser und weinte. Nicht wegen der Geschichte. Sondern wegen der Schönheit der Sprache. Und seit da steht diese Textstelle für etwas. Und ich teste sie immer mal wieder an Menschen. Wie reagiert jemand darauf? Meistens reagieren die Menschen nicht. Weil: All das, was für mich dahinter steht, ist für andere nicht erfahrbar.

Wenn ich also zu jemandem sage: „Ich will nicht wie ein Idiot sterben“, dann bekenne ich mich zu einem Gefühl. Wenn ich sage: „Wie der Dolch die Hand“, dann bekenne ich mich zu einem ganz anderen.
Hach, komplizierte Arzi-Farzi-Menschen…

Seines Herzens, das verfettet war.

Heute Abend hab ich ein Spiel gemacht. Ich hab mein Schulgedichtbuch zufällig irgendwo aufgeschlagen. Folgendes:

Erich Kästner

Nächtliches Rezept für Städter

Man nehme irgendeinen Autobus.
Es kann nicht schaden, einmal umzusteigen.
Wohin, ist gleich. Das wird sich dann schon zeigen.
Doch man beachte, daß es Nacht sein muß.

In einer Gegend, die man niemals sah
(das ist entscheidend für dergleichen Fälle),
verlasse man den Autobus und stelle
sich in die Finsternis. Und warte da.

Man nehme allem, was zu sehen ist, Maß.
Den Toren, Giebeln, Bäumen und Balkonen,
den Häusern und den Menschen, die drin wohnen.
Und glaube nicht, man täte es zum Spaß.

Dann gehe man durch Straßen. Kreuz und quer.
Und folge keinem vorgefaßten Ziele.
Es gibt so viele Straßen, ach so viele!
Und hinter jeder Biegung sind es mehr.

Man nehme sich bei dem Spaziergang Zeit.
Er dient gewissermaßen höheren Zwecken.
Er soll das, was vergessen wurde, wecken.
Nach zirka einer Stunde ist’s soweit.

Dann wird es sein, als liefe man ein Jahr
durch diese Straßen, die kein Ende nehmen.
Und man beginnt, sich seiner selbst zu schämen
und seines Herzens, das verfettet war.

Nun weiß man wieder, was man wissen muß,
statt daß man in Zufriedenheit erblindet:
daß man sich in der Minderheit befindet!
Dann nehme man den letzten Autobus,
bevor er in die Dunkelheit verschwindet …

Hammer, oder? Kästner ist einfach gut…

Am Wochenende kam mir die Handtasche abhanden. So, wie anderen die Liebe oder der Job abhanden kommt. Und jetzt bin ich seit Tagen damit beschäftigt alle Karten und Ausweise zu erneuern. Und das Handy! Das Handy. Man kann sich nicht vorstellen, wie unsäglich mühsam das alles ist. Seit Tagen bin ich nun also nicht wirklich erreichbar. Heute hat mich Izzie sogar in die Bar, in der ich mit Martilli was trinken war, angerufen. Der Barkeeper war sehr zuvorkommend und lachte in sich hinein. Ist mir schon sehr lange nicht mehr passiert, dass mir ein Barkeeper freundlich das Telefon überreicht.

Nun nehme ich also irgendeinen Autobus, um mein Herz zu entfetten. Wünsch mir Glück. Erreichbar bin ich morgen wieder. Gute Nacht!

Wie man mit Husten umgehen kann

„Er hustete so hohl, dass man in jedem Laut den doppelten Resonanzboden Brust und Sarg mitzuhören glaubte.“
(Georg Christoph Lichtenberg)

Auch ich habe Husten. Einer, der tief geht und aus eben diesem Resonanzboden Sarg zu kommen scheint. Was ich aber ganz sicher weiss: Dieser Husten bringt mich nicht um und ich werde ihn überwinden. So, wie ich immer alles überwunden habe. Und noch etwas weiss ich sicher: In mir steigt die unbändige Lust auf nach Frühstück und nach Leben.

Es war früh am Morgen. Der Herbst hielt Einzug und es war kühl. Sie hüllte sich in ihren rubinroten Schal und trat über die Schwelle. Das Schloss knackte, als sie die Tür hinter sich zuzog. Ihr war, als wäre das Knacken lauter als sonst, als würde es im leeren Hof widerhallen, als würde der Schall zu ihr zurückkehren und auf ihren Körper treffen.
Morgen hab ich bestimmt blaue Flecken davon, dachte sie.
Dann schritt sie durch den Hof und trat auf die Strasse. Es war noch etwas dunstig, man sah aber, dass die Sonne bald aufgehen würde und es kein kalter Tag werden würde. Die Strasse, die ihr vertraut war, die sie jeden Tag langging, kam ihr auf einmal wie eine fremde Strasse vor. Eine, wie man sie in Paris oder vielleicht auch in Odessa findet. Eine fremde, aufregende Strasse.
Was sich wohl hinter der nächsten Ecke verbirgt?
Ein Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus, so, als ob man einen Krug Wasser umgekippt hätte und die Flüssigkeit sich nun auf dem Tisch verteilt.
Schnell wird er nicht trocknen, der Fleck wird wohl noch lange sichtbar sein.

„Es ist nichts mehr als ein Halm, aber er wird nicht untergehen: Man ist wie ein Kind, das in der ersten Stunde eines Sommermorgens erwacht, wenn alle noch schlafen. Man ist verloren und geborgen zugleich in der unbegrenzten Stille. Wenn eine Fliege summt, ein gedämpfter Pendelschlag tönt, liegt in diesen Geräuschen die selbe tröstliche, weil überirdische und zeitlose Trauer einer weiten Ebene.“ (Joseph Roth)

Some days just chicken bones

Tadaaa! Na, endlich. Das wurde auch Zeit. Meine Kraft kehrt zurück. Nachdem mich Izzie gestern zusammengelesen, mir meinen Kopf zurecht gerückt und mich mit Schlafmittel ins Bett gesteckt hat, geht es mir endlich besser. Die Mail von Badana direkt aus der Postmoderne hat auch geholfen. Sie schrieb: „Ach, Süsse, deine Welt dreht sich momentan ziemlich schnell, aber halt an dem Gedanken fest, dass Veränderungen immer etwas schmerzhaft sind. Mein Bauchgefühl sagt mir einfach sehr laut und deutlich, dass du auf dem richtigen Weg bist, dass alles gut kommt.“ Und wie immer hat Badana Recht. Das ist eben so, wenn man smarte Freunde hat, die einem von Weitem beobachten und dann – wie Pfeilspitzen – eingreifen. Ganz grosse Klasse.

Die letzten Tage ging ich untendurch. Es war sehr dunkel und sehr schwer. Und jetzt – da ich auf dem Weg zur Arbeit bin – ziehe ich mir Arschtrittlieder rein:

„Some days just chicken bones
You’d better fuck off now, you’d better leave me alone.“

Izzie sagt: „Öffne den Kommunikationskanal ganz. Du wirst sehen, die Menschen um dich rum verurteilen und verlassen dich deswegen nicht. Viel eher sind sie stolz und froh, dir Nahe zu sein.“

Ich fühl es bis in die Fingerspitzen, bis in jede Muskelfaser meines grossartigen Körpers: „Life is unfair, kill yourself or get over it.“ Und tadaaa!, siehe da. Ich habe mich fürs „over it“ entschieden. Lachend sehe ich mein Gegenüber im Zug an und denke: Warum braucht es manchmal so lang, bis man erkennt, dass man der grösste Glückspilz auf Erden ist? Hab ich Probleme? Nein.

Tanztee

Ein Tänzchen gefällig?

Ein Tänzchen gefällig?

Die Herbstsonne schien und liess die Welt in prächtigen Farben erscheinen. So bezaubernd und so endlich kann die Welt nur an einem schönen Herbsttag sein. Sie setzte sich auf eine Bank, nahe des Wassers und schloss die Augen. Das letzte Mal Sonne tanken, bevor sich die Zeit in Schneegestöber dreht. Als sie die Augen öffnete, hatte sich ein älterer Herr neben sie auf die Bank gesetzt. Er sah aus, als ob er zur Kirche gehen wolle – akurat, ein Bisschen altmodisch. Er schien zu merken, dass sie ihn gedankenverloren betrachtete, blickte aber weiter geradeaus. Dann begann er zu sprechen. Leise, sie verstand ihn nicht. Sie zog die Augenbrauen hoch, wollte zu einer höflichen Frage ansetzen, da räusperte er sich und sprach lauter: „Es wird Ihnen nicht entgangen sein. Verzeihen Sie mir, dass ich trotzdem davon anfange. Sie haben Zeit, ja?“ Er wartete ihr verblüffte Antwort nicht ab und sprach weiter. „Ich sass heute morgen in der Strassenbahn, es war früh, die Sonne begann erst zögerlich zu scheinen. Sie müssen wissen, die letzte Nacht habe ich schlaflos verbracht, die Dunkelheit hat mir auf den Brustkorb gedrückt, als läge eine schwarze Katze auf mir. Ich sass also in der Strassenbahn und betrachtete die Menschen, die frischen Schrittes ihrem Alltag entgegeneilten. Da es ein schöner Tag zu werden schien, waren die meisten Schritte fröhlicher, frischer. So, als ob der Tag Potential hätte, Gutes zu bringen. Ich sah also all die Menschen, die gingen oder standen und war sehr froh. Ich war froh, denn es bewies mir, dass das Leben weitergeht. Dass nach jeder Nacht der Tag kommt. Unwiderrufbar. Sie mögen jetzt denken, dass das eine herrlich unkreative Erkenntnis ist, denn jeder weiss, dass nach der Nacht der Tag folgt.“ Sie nickte, denn sie wusste nicht, was sie sonst hätte tun sollen. Auf die Uhr zu blicken, hätte sie als Unhöflichkeit empfunden. Sie schlug das eine über das andere Bein und beliess es beim Nicken. „Sie werden bestimmt ähnliche Erfahrungen gemacht haben. Nach einer Düsternis ist der neue Tag ein Geschenk. Wenn alles weiter geht, wenn jeder tut, was er immer tut. Wenn Sie dann vergessen vom Treiben am Rande stehen und Ihrer Verblüffung nicht Ausdruck verleihen können, weil es keinen angemessenen Ausdruck gibt… Als ich dann am Bellevue aus der Strassenbahn stieg und die Strassenbeleuchtung ausschaltete – wie sie das jeden Morgen automatisch tut, wenn es Zeit ist für Auf- oder Untergang – hätte ich weinen mögen vor Glück. Der Umstand, dass ich sah, wie just in dem Moment die künstlichen Lichter ausgingen, weil sie nicht mehr gebraucht wurden, schien mir ein so glücklicher, dass mich eine durchdringende Fröhlichkeit überkam. Wie gesagt, Mademoiselle, es wird Ihnen nicht entgangen sein, Sie sitzen neben einem Kinde. Und wäre es angemessen, würde dieses Kind Sie zum Tanze auffordern und danach würde es Ihnen einen Tee spendieren.“ Er lächelte und blickte noch immer geradeaus. Die Vorstellung von Tanz und Tee schmeichelte ihr und sie lächelte ebenfalls. Er drehte den Kopf zu ihr, sah sie mit erstaunlich wachen Augen an und nickte. „Es war mir ein Fest, Mademoiselle. Ich empfehle mich.“ Er stand auf, strich sein Jacket glatt und ging.

Und sie dreht sich doch!

Was für eine verrückte Zeit! So verrückt, dass mein Herz zu zerspringen droht und die Scherben, die sich über den Schlafzimmerboden verteilen eine Gefahr für die Umwelt darstellen. Mir wurde ein Messer in den Rücken gerammt – im Schlaf. Und was viel wichtiger ist: Mir wurde das Leben gerettet. Das Leben wurde mir von so unerwarteter Seite gerettet, dass ich darüber nur Staunen kann. Ich mag böse sein und unzulänglich, ja. Aber es gibt noch immer Menschen und Dinge und Dinge in Menschen, die mich weich machen können. Weich und zugänglich und liebenswert. Nicht, dass ich per se liebenswert wäre. Dann aber wirken diese Kräfte auf mich ein. Mein Hirn verschwimmt, meine Gedanken verschwinden im Nebel und ich bin klar. So glasklar, dass sich die Scherben, die sich über den Boden verteilten in Luft auflösen. Nein. Es ist nicht gut, wie wahr. Aber ich liebe dich dafür. Danke!

One-Week-Stand

Alleh hopp! Kopfsprung ins Thema.

Alleh hopp! Kopfsprung ins Thema.

Ich denke nicht daran, schlapp zu machen. Das wär ja noch schöner. Bin gerade ziemlich erkältet, haue mir Schmerzmittel rein und verbringe seltsam zeitlose Tage. Heute Abend haben wir Firmenjubiläum und es gibt natürlich – wie immer vor solchen Anlässen – noch die eine oder andere Notfallübung. Aber was soll’s. Im Moment kann mir das alles nichts. Ich habe ein Schutzschild, bin zu müde, zu verwirrt, zu erfüllt.

Und dann hab ich da noch dieses Experiment. Sozusagen ein Selbstversuch. Ich hätte nie gedacht, dass dieser funktioniert. Aber dafür sind Experimente ja da, nicht wahr? Dass man zu überraschenden Ergebnissen kommt.

Da bleibt einem nicht viel anderes übrig – weil man es sich schuldig ist – als zuzulassen, schauen, was das alles mit einem macht und so Zen-mässig aufs Beste hoffen. Ich bin zuversichtlich.

„Halte immer an der Gegenwart fest. Jeder Zustand, ja jeder Augenblick ist von unendlichem Wert, denn er ist der Repräsentant einer ganzen Ewigkeit.“ (Goethe)

Dass Augenblicke manchmal ewig dauern und die Ewigkeit nur einen Augenblick, wissen wir. Wenn ich wünschen könnte, dann würde ich mir wünschen, dass diese Ewigkeit vielleicht zwei, statt nur einer Woche dauert. Ok. Sagen wir drei.