Es gibt da ein Gedicht von William Blake, das mir am Wochenende ins Ohr geflüstert wurde: „Tiger, Tiger, Feuerspracht… In welch‘ Himmeln ungeheuer brannte Deiner Augen Feuer? …“
Ich habe mich im Nebel auf der Rigi verloren (er stand so dicht, dass man die Hand vor Augen nicht mehr sah), trank fruchtigen Wein (als wär es Sommer und ein Feuerstreifen am Horizont), rannte mir die Seele aus dem Leib (mit Blick auf den See – als wären meine Augen und die Wasseroberfläche mit Fixkleber aneinander gemacht). Und im Ohr: „Tiger, Tiger…“ Wenn ich all die Herzen in meiner Brust zählen müsste, wär ich verloren.
Montage eignen sich einfach nicht fürs Leben. Sie sind total ungeeignet, um einigermassen klar zu denken. Der Montag und ich sind einfach keine Freunde. Der Montag ist wie zwei Katzenaugen im Dunkeln. Lauernd. Beobachtend. Und verheisst nichts Gutes.
Tiger, Tiger, Feuerspracht
in der Dschungeln dunkler Nacht:
Welches Aug‘, welch‘ ew’ge Hand
formten Deiner Schrecken Brand?
In welch‘ Himmeln ungeheuer
brannte Deiner Augen Feuer?
Wessen Flügel, wessen Hand
wagte sich an diesen Brand?
Welcher Schulter Können wand
Deines Herzens Sehnenstrang?
Wer, als Herzens Schlag begann,
furchtbar Hand und Fuß ersann?
Welche Kett‘ und Hammer fand
in welch‘ Esse den Verstand?
Welcher Amboß, welche Welt
Deine Todesschrecken hält?
Als der Sterne Speer herab
Tränen unserm Himmel gab:
Hat vollbracht er’s und bedacht,
daß er Lamm und Dich gemacht?
Tiger, Tiger, Feuerspracht
in der Dschungeln dunkler Nacht:
Welches Auge, welche Hand
wagten Deines Schreckens Brand?
(Der Tiger von William Blake)



