Mit einem lachenden und einem heulenden… Shizzle *seufz*

*phu*

Was für ein Tag. Da fällt man morgens um 4.30 Uhr aus dem Bett, könnte heulen, geht ins Büro, wird herzlich begrüsst, könnte lachen, denkt über schlechte Nachrichten nach, könnte heulen, wird mit einem netten Mail aufgeheitert, könnte lachen, vermisst liebe Menschen, könnte heulen, macht sich daran, sein Glück selbst in die Hand zu nehmen, könnte lachen, verpasst den Bus und steht geschlagene 20 Minuten bei minus 10 Grad im kurzen Röckchen an der Haltestelle, könnte heulen, wird – endlich zurück in der Stadt – so richtig verwöhnt, könnte lachen, sitzt im Tram und denkt über den Verlust nach, heult wirklich, sieht eine Frau schräg gegenüber, die eine wirklich doofe Grimasse macht, lacht wirklich, kommt nach Hause, sieht sein unaufgeräumtes Zimmer, könnte heulen, gibt sich einen Tritt und räumt auf und könnte lachen. Und da wären wir jetzt.

Verlust – egal, wie er genau geartet ist – ist immer nicht einfach zu ertragen. Was mir aber eigen ist: Ich bekomme die schlechte Nachricht und es dauert geschlagene 3 Tage – während denen ich mich dauernd frage, was denn genau mit mir los ist – bis es mir einfährt. So doof kann man doch nicht sein, oder? So. Jetzt zünde ich ein paar Kerzen an (wegen der Stimmung), lege möglichst laute Musik auf und versuch das noch mal mit dem Heulen. Und dann – später – versuch ich das mit dem Lachen noch mal. Du darfst mir gern die Daumen drücken.

Noch nicht gefressen

Mal abgesehen davon, dass mich das Abstimmungsergebnis von gestern ziemlich ratlos und traurig macht, war dann der Sonntagabend ein sehr schöner. Ich war mit Häschen ins Casinotheater Winterthur und haben uns das neue Programm „Die Enden der Welt“ von Roger Willemsen angeschaut. Und wie immer war Roger fantastisch. Ich habe Tränen gelacht und mich köstlich amüsiert. Wirklich von Herzen schön war aber, dass Roger in der Bar plötzlich vor mir stand, mich anschaute, als wäre ich  nicht von dieser Welt – dabei hab ich die Welt gar nicht verlassen, wir haben uns lediglich zwei Jahre nicht mehr gesehen – und mich für Minuten in die Arme schloss. Ich mag die Umarmungen von Roger, er versteht etwas davon. Es gibt sie, die Menschen, die wissen, wie das mit dem Umarmen geht. Die sich nicht innerlich entfernen, wenn sie sich genötigt fühlen, jemanden in die Arme zu schliessen.

Am Samstagabend hatten wir Buchclub und bis Mitternacht eine sehr heftige und sehr gute Diskussion über „Der Vater“ von Strindberg. Danach tanzten wir noch in der zweiten Heimat. Morgens um 6 hab ich meinen Kopf auf den Küchentisch gelegt und bin im Sitzen eingeschlafen. Das Konzert von Isobel Campbell & Mark Lanegan am Freitag im Kaufleuten war eigentlich sehr schön. Leider hatte ich niemanden zum Küssen dabei und war zu müde, um mich wirklich einzulassen (oder jemanden zu suchen, der mich küsst).

Manchmal beginnt die Woche so, wie sie eben beginnt. Und der Schnee und die Zeit liegen klar vor einem. In etwa so:

Bei Gotte Miau

Jeder sollte ein Pferd in Frankreich haben.

Jeder sollte ein Pferd in Frankreich haben.

Ich hatte ein wunderschönes Wochenende. Zusammen mit Gotte Miau verbrachte ich zwei Tage in ihrem Haus in Frankreich. Und das war zauberhaft. Ich habe mich so richtig erholt, sehr fein gegessen, gute Gespräche geführt, ein neues Buch entdeckt: „Das Kopfkissenbuch der Hofdame Sei Shonagon„. Dieses Buch gibt Einblicke in das japanische Hofleben des 11. Jahrhunderts und ist herrlich aktuell. Hier ein kleines Beispiel: „Es ist auch ernüchternd, wenn man jemanden sein Gedicht schickt, das man selber für wohlgelungen hält, und kein Antwortgedicht bekommt. Auf ein Liebesgedicht muss man nicht unbedingt antworten. Doch gehört es in diesem Fall zum guten Geschmack, ein unverfängliches Antwortgedicht über die Landschaften oder Jahreszeiten zu verfassen.“ Cool, oder?

Gestern Abend dann war ich noch in der zweiten Heimat und hab mit Badana über Gott und die Welt geredet. Also, in erster Linie über Gott und dann auch irgendwie über die Welt. Und das, weil wir einen Typen getroffen haben, der an Jesus glaubt. Die Kaulquappe war auch da und hat seltsame Sachen gesagt (irgendwas von „damals am Bürkliplatzfest“). Und dann hab ich endlich Mathis gefragt, ob er mir mal seine Geschichte erzählt und er hat – man höre und staune – ja gesagt. Morgens um halb eins dann strauchelten wir aus dem Klub und da ich – typisch – die letzte Tram verpasst hatte, suchte ich mir ein Taxi. Die Unterhaltung mit dem Taxifahrer war überraschenderweise eine sehr gute. Als wir wir am Ziel ankamen, haben wir noch gemeinsam eine Zigarette geraucht und geredet und geredet. Ich hab den Taxifahrer eine gefühlte Stunde zusammengeschissen, er solle gefälligst wieder studieren gehen und sein Leben nicht mit Zynismus vergeuden. Zum Schluss sagte er mir: „Du bist schuld, wenn ich morgen nicht mehr Taxi fahre.“

Wir fassen zusammen: Ein sehr erholsames, tolles, wunderschönes Wochenende. Habe viel gelernt, viel überwunden, viel verstanden. Und zum Schluss noch einen blinkenden Sonntagabend – ganz ohne „from Hell“.

Einem kaputten Kühlschrank nicht unähnlich

Da sagt man so Dinge leichtsinnig daher, zum Beispiel, dass man aufpassen sollte mit seinen Wünschen und dann das.

Die letzten Tage habe ich den „Lumpenroman“ von Roberto Bolaño gelesen. Fantastisch.

„Manchmal dachte ich, dass ich den Verstand verliere, dass das nicht normal sein könne, eine solche Helligkeit, aber im Grunde wusste ich, ich würde niemals den Verstand verlieren.“ (…) „Ich war nicht kopfscheu, im Gegenteil, eine seltsame Ruhe erfüllte mich, als wäre ich Monate oder Jahre gerannt und geflohen, bevor ich zu Macistes altem Haus in der Via Germanico kam , aber als hätte, kaum dass ich es betrat, kaum dass ich ihn nackt sah, weiss und riesig und einem kaputten Kühlschrank nicht unähnlich, alles angehalten (oder ich hätte jäh angehalten), und als geschähen die Dinge jetzt in einer anderen Geschwindigkeit, einer unmerklichen Geschwindigkeit, die der Ruhe gleichkam.“

Ich sag ja, fantastisch.

Am Samstag haben Badana und ich unser Theaterstücken aufgeführt und es ist gut gelaufen. Wir hatten Lampenfieber, das wir im Café Odeon mit Bier wegzuspühlen versuchten, was nur bedingt gelang. Nach der Aufführung hörte ich mir mit Suelo in „Dini Mueter“ das Konzert vom Kaleidoscope String Quartet an, was mich zurück auf den Boden holte.  Dort traf ich auf rzeng, den ich zu überreden versuchte, sich mit mir und Suelo in die Nacht zu stürzen. (Leider ohne Erfolg.) Danach – in der zweiten Heimat – lernten wir zwei Italiener aus Bologna kennen, die Suelo in eine politische Diskussion über die Zustände in Italien verwickelte, während ich das Blinzel-Spiel spielte. (Soviel zur Rollenverteilung.)

Und dann am Sontag… Ich zitiere dazu Bolaño:

„Besser man denkt über solche Dinge gar nicht nach. Sie geschehen, berühren uns, gehen vorbei oder kommen, berühren uns, hüllen uns ein, und das Beste ist immer nicht darüber nachzudenken. Aber ich dachte darüber nach, (…)“

Das Problem mit der Bodenhaftung

Das Problem, wenn man so wie ich zurzeit keine oder nur wenig Bodenhaftung zulässt, ist ja, dass man – während man über den Dingen schwebt und auf alles herabschaut – gewisse Sachen nicht so ernst nimmt, wie man sie sollte. Es könnten die Umstände – wie zum Beispiel Alter und Erfahrung – sein, die mich im Moment dazu bringen, den Versuch zu unternehmen, wie ein störrischer Hund rückwärtszerrend aus dem Leinenhalsband rauszukommen. Was erstens erbärmlich aussieht und zweitens wohl auch eher selten gelingt. Und montags schrammt man dann ein bisschen am Boden entlang, zieht sich hässliche Schürfwunden zu und entscheidet sich, schleunigst wieder an Höhe zu gewinnen. Das Problem ist nur, dass einem, wenn man über den Dingen schwebt, zwar die schlimmen, hässlichen Begebenheiten nicht berühren, die Schönen leider aber auch nicht. Und dann kann es sein, dass man vor etwas sehr, sehr Gutem steht und sich verhält wie der letzte Vollidiot. Halt wie jemand, der mit einem kalten Herzen durch die Welt zieht und durch nichts und wieder nichts berührt wird. Und im Nachhinein, wenn es einem dämmert, könnte man sich echt eine runterhauen. Leider nützt auch das wenig. So hoffe ich, dass mir das Glück hold ist und ich eine zweite Chance bekomme.

„Die Chance klopft öfter an als man meint, aber meistens ist niemand zu Hause.“ (Will Rogers)

Alle Tassen im Schrank?

Alle Tassen im Schrank

Alle Tassen im Schrank

Montags, da könnt ich kotzen.
Könnt die Worte, Gesten kotzen;
all die Menschen kotzen, die mir diese Tage auf den Leib gerückt.
Was bleibt ist Leere, Regen und der Einheitsbrei,
der grau und kalt den Tag gefangen hält im Allerlei.

Guten Morgen! Du bist gut in die neue Woche gestartet? Nicht? Ich auch nicht. Das obige „Gedicht“ hab ich für Denis geschrieben, der heute sagte, er könnte montags immer kotzen. Denis arbeitet mit mir und ist mein Lieblingsrauchgschpändli.

Gestern war ich mit Izzie in Basel bei meiner Grossmutter. Und weil in Basel Herbstmesse ist, sind wir auch noch kurz auf den Häfelimärt gegangen zwei Tassen kaufen. Das hat Tradition. Jedes Jahr gibt’s ne Tasse. Mit dem Ergebnis, dass wir einen Schrank voll unterschiedlichster Tassen haben.

Am Samstag war ich nach einer wirklich langen Zeit endlich mal wieder in unserer zweiten Heimat. Ivan sagte, wir sähen aus, als ob wir die Normandie erobert hätten. Genau so hab ich mich gefühlt. Nach einer langen Reise zurück in der Heimat. Tomte hat mir einen Büffelgrasvodka ausgegeben und Mathis war souverän wie immer.

Am Freitag ist ein Abschiedsapéro im Geschäft in „Wahrheit oder Tat“ ausgeartet – was zu befürchten war. Zweigelt hat auf „all good things are wild and free“ mit „happiness ist only real when shared“ geantwortet. Gute Antwort auf eine nicht ganz einfache Frage.

Und diese Woche hab ich jeden Abend etwas vor, was mir eigentlich gegen den Strich geht. So vollgepackte Wochen, wo man kaum weiss, wann man schlafen und wann man denken soll, sind nichts für mich. Denn: all good things are wild and free.

Pascal schreibt, bei ihm sei Winter geworden. Sie hätten 15 cm Schnee. Und ich wünsche mir, dass bei mir auch Winter wird, dass sich eine Schneedecke über mich legt, dass es unter dem Schnee warm ist und hell und mein Gesichtsfeld eingeschränkt ist. Ich möchte lange Briefe schreiben, lesen, mein ewiges Wachsein geniessen, möchte unbescholten sein und einsam, möchte stundenlang meine Hände betrachten, meine rastlosen Hände, möchte den Sinn entleeren, durch Hallen wandeln und meine Stimme hören, fremd und weit. Meine Brust fühlt sich an, als wäre sie offen und hohl und ich möchte sie mit warmem, süssen, zähflüssigen Honig füllen. Und dann sehe ich aus dem Fenster und sehe ein Mann und eine Frau, die beieinander stehen und für einen kurzen Augenblick beugt sich der Körper der Frau ein paar Millimeter zu sehr in seine Richtung – es ist nur eine Sekunden-Bewegung – und gleich wieder vorbei. Ich lächle darüber, wie verräterisch Sekunden-Bewegungen sein können und bin froh, dass es bei mir unter der Schneedecke kein Gegenüber gibt.

Fragen Sie nicht, wie.

 

Loveboat (Foto by Sharky)

Loveboat (Foto by Sharky)

 

Am Samstag hab ich „Doktor Erich Kästners Lyrische Hausapotheke“ geschenkt bekommen. Ich kenne das Buch natürlich, hab aber noch kein Exemplar zu Hause gehabt.  Heute Morgen, als ich zur Arbeit fuhr, hab ich darin gelesen. Und bei „Kurzgefasster Lebenslauf“ musste ich doch tatsächlich heulen. Und das im Bus. Morgens um 7. Peinlich. Und das alles nur wegen dieser Strophe:
„Dann gab es Weltkrieg, statt der Grossen Ferien.
Ich trieb es mit der Fussartillerie.
Dem Globus lief das Blut aus den Arterien.
Ich lebte weiter. Fragen Sie nicht, wie.“

Gestern hab ich ihn wieder gehört, den Satz: „Ich will eine Affäre mit Dir.“ Warum bloss denken alle, dass ich mich so vorzüglich für Affären eigne? Manchmal frag ich mich schon, ob das vielleicht auf meiner Stirn steht, aufgedruckt? Stiftung Warentest – Prädikat: Gut für Affären.

Am Samstag war Loveboatparty. Hat mir sehr gefallen. Die Leute, der See, die Stimmung, das Boot. Einzig der eine Typ ging mir ziemlich auf den Wecker. Das war hart an der Grenze. Schlussendlich hab ich ihn aber einen verbalen Faustschlag versetzt, der gesessen hat. Mich hat verwundert, wie gut ich es kann, das Spiel. Wie wenig mich das profane Nähe/Distanz-Ding beeindruckt. Ich hab mich ein bisschen ab mir selbst gefürchtet.

Ein Wochenende unter dem Nebelmeer. Mit Brunch und Party und Schlaf und seltsamen Träumen. Und was empfiehlt Doktor Kästner bei Montagsblues? Das:

Mut zur Trauer
Sei traurig, wenn du traurig bist,
und steh nicht stets vor deiner Seele Posten!
Den Kopf, der dir ans Herz gewachsen ist,
wird’s schon nicht kosten.

Reflektorische Kontraktion des Zwerchfells

Matthew Barney

Matthew Barney

„Die Weisheit eines Menschen misst man nicht nach seinen Erfahrungen, sondern nach seiner Fähigkeit, Erfahrungen zu machen.“ (George Bernard Shaw)

Dieses Wochenende hab ich meine Fähigkeit Erfahrungen zu machen zu verbessern versucht. Ist mir teilweise sogar gelungen. Am Donnerstagabend bin ich sehr spontan mit 12 Zimmermännern auf ein Bier. In ein Zürich, das ich schon ewig nicht mehr betreten hab. Das war wirklich lustig und heiter. Die Handwerkerjungs waren äusserst nett und herzlich. Mal abgesehen von zwei Löchern in meiner Hand, die ich mir an einem Gitter zugezogen habe, war der Abend durch und durch erfrischend. Freitag bin ich mir die Minimetal-Punkoper „Super Biker Girl“ in der Gessnerallee anschauen gegangen. Das hat mir – ehrlich gesagt – eher weniger gefallen. Schön war das Abendessen mit Badana und ThomThom im Les Halles. Es gab Moules et frites. Das anschliessende Konzert von den Benzo Boys hat mich positiv überrascht. Am Samstag haben wir einen fabelhaften Ausflug ins Schaulager Basel unternommen, um uns die Ausstellung von Matthew Barney anzusehen. Gut war, dass es in Basel nicht geregnet hat. Schlecht war, dass die Kleine ins Auto gekotzt hat. Den Film, wo Barney einen Lift mit Dreck füllt, hab ich gemocht. Abends war ich dann bei Warzell zu Burger und Kuchen geladen. Es waren ausgezeichnete Burger – richtig Klasse. Den Kuchen konnte ich leider nicht probieren, weil wir den Simon geschenkt haben, zu dessen Geburtstagsfest wir spontan und unverhofft eingeladen wurden. Wir waren aber die weitaus anständigeren Gäste als die anderen drei, die unverhofft aufgetaucht sind. Der eine hing den ganzen Abend über der Kloschüssel – kotzend. Und die anderen zwei schlossen sich in Simons Büro ein und schienen kurz davor zu sein auf dessen Schreibtisch Sex zu haben. Was Simon eher mitteldufte fand und die zwei Turteltauben kurzerhand rausgeschmissen hat.

80 Meter unter Zürich

80 Meter unter Zürich

Den Sonntag verbrachte ich 80 Meter unter der Erde in den neuen Trinkwasser-Röhren. (Unter dem sinnigen Motto „Züri luegt i’d Röhre“ konnte Kind und Kegel die neuen Anlagen besichtigen.) Das war beeindruckend. Ich hab es mir verkniffen da unten Zigaretten zu rauchen. Könnt mir also dankbar sein. Wenn ich nämlich geraucht hätte, wär jetzt euer Trinkwasser verseucht. Ha! Das Landgüggeli, das Warzell und ich nach dem anstrengenden Ausflug unter Tag zur Stärkung verzehrt haben, war vorzüglich. Hat sich also gelohnt.

Ein erfahrungsreiches Wochenende also. Oder wie sagt Birgit Vanderbeke in „Alberta empfängt einen Liebhaber„?: Manchmal bekommt das Leben einen Schluckauf.

Flucht in die Karibik

Heute Nacht habe ich von einer Frau geträumt, die mit abgetrenntem Kopf in einem Zimmer sass. Vielleicht liegt es daran, dass ich und Häschen gerade „Supernatural“ schauen.

Ansonsten war es ein ruhiges Wochenende. Kopfschmerzen inklusive. Wenn das Leben gerade garstig ist, erinnere ich mich gern an die Karibik. Zum Beispiel an die Situation, wo ich in einer Bank sass und auf den Bankbeamten wartete, der wahrscheinlich gerade mit seiner Grossmutter im anderen Teil der Stadt Bohnen ass. Ein alter Mann, der ebenfalls wartete oder aber vielleicht auch in der Bank wohnte, ich wusste es nicht genau, bot mir eine süsse Frucht an, zeigte mir, wie ich sie essen musste und wir unterhielten uns über das Land und über das Leben. Diese Frucht, die er mir angeboten hatte, habe ich nie wieder gesehen. Und mir ist entfallen, wie er sie genannt hat. Dann gab es diesen zauberhaften Abend, wo ich in einer Strandbar – versteckt zwischen Hotelkomplexen – Bachata tanzen lernte, der Mond schien hoch am Himmel und der Sand und das Wasser waren warm. Und dann die Begebenheit mit dem Kakadu meines Vaters, der zahm im Garten sass. Der Tourist, der – bewaffnet mit einer Kamera – bäuchlings zu ihm hin robbte, wusste nicht, dass der Kakadu zahm war. Als der Tourist nah genug dran war, sagte der Kakadu: „Hola Chica!“ (Nur einer von vielen Sätzen, die der Kakadu sprechen konnte.) Der Tourist erschrak zu Tode und machte sich aus dem Staub. Mein Vater und ich standen am Küchenfenster und wir lachten sehr. Wenn man in der Karibik aus dem Flugzeug steigt, ist es, als würde einem ein warmer und feuchter Waschlappen angeworfen. Die Luftfeuchtigkeit ist hoch und das Klima, als ob es aus Samt. Ich liebe es.

Keine schlechte Idee an die Karibik zu denken, wenn das Leben gerade garstig. Wenigstens für Sekunden ist es, als ob alles gar nicht so schlimm.

Back To The Roots

Das letzte Aufbäumen des Sommers hab ich sehr genossen. Ich war im Wallis und hab mich der Sonne mit Haut und

Auf der anderen Seite des Tunnels

Auf der anderen Seite des Tunnels

Haar ausgesetzt.

Gestern sind wir dann durch den Lötschberg zurückgefahren. Ich liebe diese Autoverlad-Strecke zwischen Goppenstein und Kandersteg. Schon als Kind habe ich es geliebt. Es riecht so gut in diesem Tunnel! Ich könnte darin leben, so gut find ich den Geruch. Ich weiss, ich weiss, sehr seltsam… Und die Landschaft, wenn man in Kandersteg aus dem Tunnel kommt, ist abgefahren schön. Ich könnte sie fressen. Nun. Ich hab meine Sehnsucht nach Grün, nach Landschaft, nach Wiese, nach Berg und Tal zur Genüge befriedigen können und hab sozusagen für eine Woche wieder aufgetankt…

Ist schon ein spezielles Gefühl, wenn man an dem Ort steht, wo man geboren wurde. Ich hab mich gefragt, ob eine Landschaft, ein Ort etwas hinterlässt. Haben mich die Berge geprägt? Oder ist es herzlich egal? Ist die Sehnsucht eine über die Jahre konstruierte oder gibt es vielleicht auch hier sowas wie „Körper-Erinnerung“? (So wie Lachse den Fluss hinauf schwimmen, um an ihren Geburtsort zurückzukehren.)